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ProQ baut auf den bereits vorhandenen und gesetzlich legitimierten Gremien der Universität auf, so können zusätzliche Strukturen weitgehend vermieden werden, es ist aber unter Umständen ein externes ''Zentrum für Qualitätssicherung'' angedacht. Essentiell für die praktische Organisation der Lehre auf Ebene der Fakultäten sind die Studienkommissionen, die es für jeden Studiengang gibt und die die einzelnen Studiengänge konzipieren. Die Studienkommissionen nehmen daher eine zentrale Rolle in ProQ ein. Die Kommunikation der Studienkommission mit den Qualitätssicherungssystem soll durch 2 Studiengangsbeauftragte gewährleistet werden, je ein Student und ein Lehrender.
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==Mögliche Probleme==
 
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Version vom 16. Oktober 2010, 16:06 Uhr

Folgende Darstellung ist keine offizielle Eigendarstellung des Projekts ProQ, sondern eine kritische Außensicht

ProQ ist die eine Initiative des Studentenrats der TU Dresden, um zusammen mit den Rektorat ein System zur Systemakkreditierung an der TU Dresden zu erarbeiten. Die Zusammenarbeit soll auf Augenhöhe und nicht konfrontativ erfolgen, was einerseits löblich ist, andererseits die tatsächliche Konstellation und Interessenlage verkennt. Die tatsächliche Lage sieht so aus, dass die Universität den Studentenrat nur über die von ihr gewünschten Schritte informieren muss (das „Benehmen“ herstellen), Zusammenarbeit auf Augenhöhe erfordert aber, dass nicht ein Partner vom Verhandlungstisch aufstehen und sagen kann „so wird es gemacht!“. Darüber wie es um die Interessen der einzelnen Beteiligten bestellt ist unten mehr. Das Projekt läuft seit Mitte Mai 2009 und verfolgt, im einzelnen, folgende Ziele

  • Analyse von Zielen und Kriterien einer möglichen Systemakkreditierung
  • Erarbeitung des derzeitigen Stands an der TUD und an anderen Universitäten
  • Recherche zu verschiedenen Verfahren (Referenzen, Effektivität, Effizienz)
  • Untersuchung der Umsetzbarkeit an der TUD
  • Erarbeitung eines praxistauglichen Vorschlags zur Qualitätssicherung

Der Umsetzungsprozess sollte transparent ablaufen und stringent dokumentiert werden. Die Hochschulöffentlichkeit sollte umfassend informiert werden.

Interessengefüge

Das ist ein Thesenpapier, nicht die endgültige Wahrheit

Was will das Rektorat

Das Rektorat muss zuerst einmal sicherstellen, dass alle Studiengänge der TU Dresden akkreditiert werden. Akkreditierung bedeutet dass durch einen Prozess der Begutachtung sichergestellt wird das Studiengänge bestimmten, allerdings rein formalen, Anforderungen genügen. So darf es beispielsweise nur eine bestimmte Anzahl an Prüfungen geben, über deren Länge ist aber nichts gesagt und so kann der Student durch diese Regelung hinterher durchaus auch schlechter dastehen als vorher. Diese Akkreditierung wurde durch das neue sächsische Hochschulgesetz für jede sächsische Hochschule zur Pflicht und jede Uni die nicht mittelfristig damit beginnt wird den Zorn des Ministeriums für Wissenschaft und Kultus zu spüren bekommen und sich bald darauf über einen deutlich geschrumpften Etat freuen dürfen.

Die Hochschulen müssen also akkreditieren. Das Problem damit ist, dass Akkreditierung teuer und für die einzelnen Fakultäten und Fachrichtungen, die an der Erstellung von Studiengängen arbeiten, auch mit erheblichen Aufwand bei unklaren Nutzen verbunden ist. Bisher bezahlt die Universität wenn sie einen Studiengang akkreditieren möchte Geld an externe Dienstleister („Akkreditierungsagenturen“ führen für einzelne Studiengänge eine Programmakkreditierung durch). Bisher wird dafür noch nicht allzu viel Geld ausgegeben weil noch kaum ein Studiengang akkreditiert ist, wenn aber alle Studiengänge akkreditiert werden müssen, wird es doch recht teuer. Grob geschätzt hat die TU-Dresden 50 Studiengänge und eine Akkreditierung kostet etwa 15000 €, jeder Studiengang muss alle 5 Jahre einmal akkreditiert werden, das macht also im Jahr 150000 €. Davon könnte man auch 2 gut qualifizierte Vollzeitstellen bezahlen, um damit die eigenen Studiengänge selbst zu akkreditieren (Systemakkreditierung) und wenn man ein wenig knausert auch noch ein bisschen Geld sparen, besonders wenn man noch die eine oder andere schon vorhandene Verwaltungsstelle um widmet.

Viel gravierender aber ist, dass das Rektorat auf Angestellte in ganz anderer Weise Einfluss nehmen kann als auf externe Gutachter einer Akkreditierungsagentur. Bisher haben die Fakultäteten und Fachrichtungen die Studiengänge weitgehend selbstständig so gestaltet, wie es der jeweiligen Fachkultur am besten entsprach und das Rektorat hat sich nur bei schwerwiegenden Problemen (i.d.R. Konformität zu gesetzlichen Regelungen) eingeschaltet. Ein ziemlich pluralistisches System, mit dem viele Studiengänge recht gut gefahren sind, dass aber natürlich auch Ausreißer nach unten zugelassen hat. Im neuen System hat das Rektorat natürlich wesentlich mehr Einflussmöglichkeiten, so können über den Zwang zur Systemakkreditierung nicht nur qualitätsbezogene Vorgaben umgesetzt, sondern durchaus auch fachlich/inhaltliche. Durch diese neuen Einflussmöglichkeiten könnte das Rektorat vielleicht die erwähnten Ausreißer nach unten verhindern, allerdings um den Preis, dass Ausreißer nach oben durch die verstärkte Regulierung ebenfalls behindert würden. Aber möchte das Rektorat überhaupt die Qualität am unteren Rand anheben?

Primär möchte sich jede Organisation erst einmal selbst erhalten (die eigenen Arbeitsplätze) und die Universität braucht dafür im wesentlichen Steuergeld. Diese Mittel kommen vom Land Sachsen, zum Teil als feste Zuteilung, aber auch als leistungsorientierte Mittel. Die leistungsorientierten Mittel werden im wesentlichen nach der Anzahl der Studenten (Lehre) und der Höhe von Drittmittel (Forschung) aber auch nach den Stand der Profilierung verteilt. Diese leistungsorientierten Mittel sollten 2009/2010 etwa 17,5 Mio € umfassen, ein starker Anreiz für die Universitäten mehr „zu leisten“. Wie aber misst man die Leistung der Universitäten im Bezug auf die Verbesserung der Qualität? Indem prüft ob alle Studiengänge einer Hochschule akkreditiert sind. Sobald das der Fall ist gibt es Geld und wenn das nicht der Fall ist eben nicht. Sobald die Hochschule sich also selbst die formale Korrektheit ihrer Studiengänge bestätigt hat, ist das mangels weiterer Anreize das Ende aller Bemühungen zur Verbesserung der Qualität.

Wie kommt die Hochschule jetzt an noch mehr leistungsorientierte Mittel, um sich bei schwindenden Zuweisungen über Wasser zu halten? Indem sie sich profiliert. Das heißt indem sie sich Alleinstellungsmerkmale schafft um im „Wettbewerb“ mit anderen Hochschulen bestehen zu können. Das Ministerium stellt sich das zum Beispiel so vor, dass es, von den Massenfächern abgesehen, jedes Fach nur noch an einen Hochschulstandort geben soll, weil das „effizienter“ ist. Wie das konkret aussieht kann man gerade bei der Lehrerausbildung beobachten die nach dem Willen des Ministeriums nur noch in Leipzig angesiedelt werden soll, wobei selbst die Universität Leipzig davon ausgeht, die dafür notwendigen Kapazitäten gar nicht bereitstellen zu können. Hier werden staatsinterventionistische, zentralistische Entwicklungen mit einer liberale Rhetorik und Terminologie flankiert, wobei es im Kern um die Zerschlagung der Autonomie der Hochschulen bzw. der Gruppenuniversität geht.

Das Rektorat verbindet also 3 wesentliche Ziele mit der Einrichtung der Systemakkreditierung:

  • Vermeidung von Sanktionen, durch mittelfristige Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben.
  • Vermeidung zusätzlicher Kürzungen aufgrund formaler Versäumnisse bei der Akkreditierung
  • Erschließung zusätzlicher Mittel, die im „Wettbewerb“ anderen Universitäten abspenstig gemacht werden

Was will das Staatsministerium

Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) will in erster Linie die finanziellen Vorgaben einhalten, die ihm vom Staatsministerium für Finanzen in schöner regelmässigkeit alle 2 Jahre vorgesetzt werden. Das bedeutet in alle Regel Einsparungen, beziehungsweise Nullrunden, in den Jahren 2011 und 2012 wird es mit rund 1/5 weniger für den Gesamtetat und etwa 23% weniger für die Hochschulen besonders heftige Einschnitte geben. Das Ministerium ist also im Moment noch mehr zum sparen aufgelegt als üblich. Ein großer Anteil der Kosten sind Personalkosten, weswegen seit Jahr und Tag, völlig unberührt von tatsächlichen demografischen Trends oder Möglichkeiten zur Förderung der Studentenmigration und Studierneigung, Personal abgebaut wird. Weiterhin waren auch Investitionen bisher immer ein großer Etatposten, der 2011/2012 aber deutlich zusammengeschmolzen wird. Das führt natürlich dazu das die Zustände an den Universitäten sich stetig verschlechtern. Für so unschöne Dinge möchte das SMWK nicht verantwortlich gemacht werden. Da es den eigentlich Schuldigen, das Finanzministerium schlecht anschwärzen kann, wird die Verantwortung geschickt nach Unten deligiert.

So sind die Hochschulen im Zeitraum 2005/2010 zuerst dazu angehalten worden ihr Personal zu flexibilisieren, das heißt in prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu drängen, damit jetzt die Mittel gestrichen werden können um befristetet Stellen neu zu besetzen. Da auf diese Art niemand „gekündigt“ wird, muss sich niemand die Hände schmutzig machen. Weiterhin kann man die vorgeblich schlechte Leistungen der Hochschulen sehr gut für Verluste an leistungsbezogenen Mitteln verantwortlich machen, während der tatsächliche Grund ein massiver Schwund der zu insgesamt zu verteilenden Summe ist (ca. 17,5 Mio 2009/2010 → ca. 15 Mio 2011/2012). Die Qualitätsicherung ist laut sächsischen Hochschulgesetz ein Faktor der für die Leistungsorientierte Mittelvergabe, es kann somit dazu genutzt werden die Einschnitte im sächsischen Haushalt nach unten weiterzugeben. Das SMWK hat also im großen und ganzen nur ein Ziel:

  • Einschnitte durchführen, ohne dabei die Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig „Effizienzgewinne“ als eigene Leistung zu vereinnahmen

Was sind die Interessen der Studenten

Die Studenten wollen ihr Studium in Regelstudienzeit beenden können, sie wollen ein Auslandssemester machen können und weder über- noch unterfordert werden, einen Abschluss haben der anerkannt ist und es ihnen ermöglicht einen Beruf zu ergreifen. Das sind alles Aspekte die im Rahmen einer Akkreditierung eine Rolle spielen und eine Akkreditierung kann sicher hilfreich sein diese Aspekte des Studiums zu verbessern, aber die Akkreditierung allein garantiert sie nicht. Die Akkreditierung kann ein Schritt zur Erreichung einer umfassend hohen Qualität sein, sie ist aber auch nicht unbedingt notwendig. Die Studenten wollen also eine weitergehende Qualitätssicherung die nicht bei den Fundamenten stehen bleibt, eine Qualitätssicherung die Exzellenz belohnt statt Mittelmaß zu bestärken.

Viele der Probleme die im Moment in der Lehre auftreten sind im Rahmen eines nur Universitätsweiten Qualitätssicherungssystems gar nicht zu lösen, da sie von der finanziellen Misere des Landes Sachsens oder vom Bologna-Prozess induziert sind und auch viele Missstände die zwar theoretisch an der Universität gelöst werden könnten, sind stark von der dauernden Unterfinanzierung und den andauernden Reformdruck beeinflusst. Insofern muss man die Frage stellen was sich die Studenten überhaupt von einen Qualitätssicherungssystem erhoffen dürfen?

  • bestmögliche Betreuung, trotz mangelnden Personals
  • inhaltlich und didaktisch gute Lehrveranstaltungen
  • bessere Studienorganisation, bessere Mobilität
  • anerkannte Abschlüsse

Ob diese Punkte verwirklicht werden können hängt in erster Linie davon ab inwieweit sich die Dozenten über das geforderte Maß hinaus für die Lehre engagieren!

Strukturelle Verankerung von ProQ

ProQ baut auf den bereits vorhandenen und gesetzlich legitimierten Gremien der Universität auf, so können zusätzliche Strukturen weitgehend vermieden werden, es ist aber unter Umständen ein externes Zentrum für Qualitätssicherung angedacht. Essentiell für die praktische Organisation der Lehre auf Ebene der Fakultäten sind die Studienkommissionen, die es für jeden Studiengang gibt und die die einzelnen Studiengänge konzipieren. Die Studienkommissionen nehmen daher eine zentrale Rolle in ProQ ein. Die Kommunikation der Studienkommission mit den Qualitätssicherungssystem soll durch 2 Studiengangsbeauftragte gewährleistet werden, je ein Student und ein Lehrender.

Wirkungsweise von ProQ

Mögliche Probleme

Wege zu mehr Qualität

  • Mehr Angebote an die Fakultäten und Fachrichtungen, statt ständig nur das Signal auszusenden das Änderungen unerwünscht sind und kaum etwas geht, zum Beispiel in Form von:
  • Schulungen für Gremienmitglieder
  • mehr und bessere zentrale Lehrveranstaltungsangeboten zur allgemeinen Qualifikation (soweit mir bekannt ist gibt es kein einziges Modul der allgemeinen Qualifikation das Themen der Wissenschaftstheorie in den Vordergrund stellt, was ganz entscheidend ist um das eigenen Wissen in einen Kontext stellen und bewerten zu können)
  • ausgearbeiteten Konzepten zu bestimmten Aspekten der Einrichtung von Studiengängen (best-practice-Modelle)
  • Informationsmaterial zum Bologna-Prozess und seiner konkreten Umsetzung an der TU Dresden
  • bessere Recherchemöglichkeiten zu den bereits an der TUD vorhanden Lehrresourcen um Synergien aufzuspüren
  • Fortbildung für Dozenten zu attraktiven Konditionen (z.B. Dozent besucht ein Semester lang jede Woche ein Fortbildungsseminar und erhält im selben Umfang eine Minderung des Lehrdeputats)
  • Gute Arbeit belohnen:
  • Lehrpreise kleineren Umfangs regelmäßig auf Fachrichtungsebene für gute Dozenten (z.b. einmal ein Lehrpreis für den besten Dozenten 500 € für die Institutskasse)
  • Größere Preise auf Universitätsebene für ganze Fachschaften (z.b. 5000 Euro für die den besten Studiengang oder auch kleinere Summen für Teilaspekte wie die gelungene Einbindung von Möglichkeiten des Teilzeitstudiums oder des Studiums für Behinderte)
  • Aufwandsentschädigungen für studentische Mitglieder in Gremien, möglicherweise auch in Form von Credits für AQua (solche Modelle können dann wiederum mittels best-practice-Modellen möglichst universitätsweit implementiert werden)
  • Transparenz schaffen und die Kommunikation verbessern:
  • konsequente Auswertung und Veröffentlichung der Lehrevaluationen
  • Dozenten-Studenten-Stammtische oder andere Möglichkeiten zur besseren Kommunikation schaffen
  • Informationsbasis durch Alumnibefragungen und andere Formen der Informationserhebung verbreitern
  • einen partizipativen Lehrstil pflegen der die Studenten ermutigt Qualitätsprobleme selbst anzusprechen und mit zu helfen sie zu beseitigen
  • die Möglichkeiten des Internets für direktes Feedback nutzen