Erste Ausgabe (Textfassung)

Aus POT81
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Besetzte Unis in ganz Europa - Wie konnte es so weit kommen?

Seit in Wien im Oktober erst die Aula der Akademie der bildenden Künste und wenige Tage später das Audimax der Universität, immerhin der größte Hörsaal Österreichs, besetzt wurden, breitet sich die Streikwelle in ganz Europa aus. Inzwischen sind allein in Deutschland Unigebäude in mehr als 60 Städten besetzt. Dazu kommen zahllose weitere Besetzungen beispielsweise in der Schweiz, Frankreich, der Tschechischen Republik, Kroatien, England und selbst den USA.

Doch die aktuellen Proteste haben nicht erst in diesem Semester begonnen. Und die damaligen Themen haben nichts von ihrer Relevanz eingebüßt. So wurden bereits Anfang der 90-er Jahre aufgrund der geplanten Einführung von Studiengebühren bundesweit Universitätsgebäude besetzt. Und auch die Einführung des Bachelor/Master Systems an deutschen Hochschulen haben die Studierenden nicht einfach hingenommen. Der bisherige Höhepunkt der studentischen Proteste aus Dresdner Sicht war allerdings 2007. Aufgrund der Novellierung des sächsischen Hochschulgesetzes, welches unter anderem die studentische Mitbestimmung massiv reduzierte, gingen in Dresden mehr als 10 000 Studierende und andere Sympathisierende aus ganz Sachsen auf die Straße um gegen diese Gesetzesnovelle zu demonstrieren. Und genau wie heute wurde versucht die Studierenden durch die Ankündigung von "Nachbesserungen" ruhig zu stellen. Und genau wie heute beschränkten sich diese Veränderungen auf Kleinigkeiten.

Auch bei den aktuellen Protesten versucht die Politik uns mit kleinen Änderungen zu beschwichtigen. Dabei sind die Kritikpunkte in ganz Europa ähnlich. Überall werden die Entwicklung der Bildung zu einem reinen Wirtschaftsgut, die systematische Abschaffung von Demokratie und Mitbestimmung sowie die Einschränkung der flexiblen Studiengestaltung kritisiert, um nur einige Punkte zu nennen.

Bisher wurden die Forderungen von Hunderttausenden Menschen im ganzen Land und in ganz Europa nach einer Verbesserung des Bildungssystems entweder ignoriert oder es wurde versucht, durch Hinhaltetaktiken und das Versprechen von Nachbesserungen die Kritiker zum Schweigen zu bringen. Daher ist die nun stattfinde Besetzungswelle nur die konsequente Fortsetzung der bisherigen Proteste, um unserer Stimme endlich mehr Gehör zu verschaffen und um von den politischen Machthabern endlich ernst genommen zu werden.


Besetzt! Aber warum?

Erboste Blicke und die blanke Wut starrt aus ihren Gesichtern, während sie die Holztreppe im Hörsaal POT81 hinunter stampfen. Bereits drei mal wurde ihre Vorlesung in die erste Doppelstunde verlegt. Dreimal funktionierte der Beamer nicht und die Vorlesung war etwa so sinnfrei wie eineinhalb Stunden Telekolleg -- ohne Bild. „Sicher läuft etwas falsch an unserer Hochschule, aber die Besetzung des Hörsaals ist der falsche Weg.“ Dann treffen die Kommiliton_innen auf die ersten Besetzer_innen und lassen zuerst einmal ihrem Unmut freien Lauf. Die solche Belehrungen bereits gewöhnten Student_innen beruhigen die um ihr Recht Gebrachten und erklären ihnen mit Engagement den Sinn und die Funktion einer Besetzung. Es existieren grundlegende Probleme an den deutschen Hochschulen. Die Universitäten, auch die TU-Dresden, sind seit Jahrzehnten chronisch unterfinanziert, die Studiengänge sind oft falsch oder ungenügend organisiert, um nur einige Probleme zu nennen. Der Blick in die Zukunft verheißt auch nichts Gutes. Studierendenvertretungen benennen seit Jahren konkrete Probleme, ohne dass sie gehört oder ihre Anliegen in politische Folgen umgesetzt werden. Ein wirkungsvoller, ergebnisorientierter Protest kann deshalb nur fern der festgefahrenen institutionalisierten Pfade realisiert werden. Die Besetzung des POT81 bietet hierfür eine geeignete Plattform. Hier ist es möglich Strukturen auszubilden, sich zu vernetzen und durch einen offenen Diskurs einen Meinungsbildungsprozess an der TU anzustoßen. Es ist nicht unser Anliegen die Kommiliton_innen beim Besuch ihrer Lehrveranstaltungen zu behindern. Wir haben in der Vergangenheit und werden auch weiterhin selber dafür Sorge tragen, dass keine Veranstaltungen ausfallen. Die Besetzung des POT81 aber ist zwingend aufrecht zu erhalten. Nur hier kann die Basis für eine nachhaltige Veränderung geschaffen werden.


Vollversammlung

Nach vier Wochen Besetzung des Hörsaals POT 81 an der TU Dresden ist es nun soweit. Am nächsten Dienstag, den 8. Dezember, findet im Potthoff-Bau 81 eine Vollversammlung aller Studierenden Dresdens statt.

Wer - wenn nicht wir? Sind wir denn irgendwer, der sich einbilden kann etwas besser zu wissen ohne ein abgeschlossenes Studium? Ja, weil wir im Studienalltag erfahren, was es bedeutet Studentin oder Student zu sein in einem mangelhaften Bildungssystem. Viele Studierende spüren es am eigenen Leib, das neue und zum Teil unausgereifte Studiengänge einer Berufsausbildung auf höherem Niveau gleichen. Wer hat sich ein Studium denn so vorgestellt? Vorgekautes Wissen hinunterzuschlingen und nach der Prüfung bulimieartig wieder auszuspeien. Jeder hat die Fähigkeit und die Möglichkeit - allein aufgrund seiner eigenen Erfahrungen - daran etwas zu verändern

Wo - wenn nicht hier? Die Vergangenheit hat aufgezeigt, dass Demonstrationen ein Zeichen setzen. Man sieht, dass es Menschen gibt die es sich trauen auf die Straße zu gehen, um Probleme der Gesellschaft anzuprangern. Mehr als ein Zeichen bleibt davon aber meist nicht übrig. Nachher ist es wenig anders als zuvor und die Frustration der Betroffenen nimmt zu. Um Dinge zu verändern braucht man Zeit, denn es reicht nicht aus einen Tag auf die Straße zu gehen. Man braucht sogar jede Menge Zeit zur sorgfältigen Analyse von Problemen und der kontroversen Diskussion neuer Ansätze und Wege. Hier bestehen Raum und Zeit um Missstände zu kritisieren, Lösungsansätze gemeinsam zu erarbeiten und Veränderungsprozesse anzustoßen.


Wann - wenn nicht jetzt? In den letzten Wochen ist eine immer breiter werdende Bewegung von Studierenden entstanden. Nicht nur in Österreich und Deutschland, sondern auch in Europa und auf der ganzen Welt kritisieren sie das Bildungssystem, Studienbedingungen und die unzureichende Umsetzung des Bologna-Prozesses an Schulen, Hochschulen und Universitäten. Jetzt sind wir viele und jetzt sind wir stark genug um unser Recht auf demokratische Mitbestimmung auszuüben und einzufordern, Missstände zu beseitigen und eine grundlegende Verbesserung des Bildungssystems für uns und kommende Generationen vorzunehmen.

Auch Du!

Niemand hat die Absicht (Studiengebühren einzuführen)

Im Land Sachsen gibt es keine Studiengebühren und das soll auch so bleiben, fordern die Studenten. „Bildung für alle und zwar umsonst“ ist deutschland- bzw. europaweit allerdings ein Ausnahmefall. „Studiengebühren motivieren die Studenten“, so die Bildungsministerin Schavan am 29.11.2009 in der Diskussionsrunde mit Anne Will. Können die Studierenden das bestätigen - Nein. An den Entscheidungen zur Einführung von Studiengebühren in einigen Ländern waren auch die Hochschulrektoren und Hochschulrektorinnen beteiligt, die sich in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) als DIE STIMME der Hochschulen bezeichnen. Daher die Forderung der Studierenden nach anteiliger Mitbestimmung in solchen einflussreichen Gremien, wo Entscheidungen aus der Politik für die Hochschulen maßgeblich mitbestimmt werden. Auf solchen Konferenzen bestünde die Möglichkeit, die Misere in der momentanen Bildungspolitik mit allen Beteiligten zu diskutieren und miteinander Lösungen zu finden. Die Missstände greifen teilweise ineinander, so dass die Lösung eines Problems gleichzeitig viele andere Probleme beseitigen könnte. Eines dieser Probleme ist ganz klar die Unterfinanzierung der Hochschulen. Wenn mehr Geld in die Bildung flöße, dann könnte der Forderung nach mehr Lehrpersonal und mehr Räumlichkeiten nachgegangen werden. Das ausreichende Lehrpersonal ist wiederum notwendig um die Qualität der Lehre und Forschung zu sichern. Zum Beispiel gibt es in den Naturwissenschaften nur eine Matheveranstaltung für alle. Mit einer hohen Kapazität an Lehrkräften und Räumlichkeiten gäbe es dieses Problem der Massenveranstaltung und der daraus folgenden sinkenden Qualität der Wissen- und Kompetenzvermittlung nicht. Forderungen dieser Art der Studierenden sind miteinander verzweigt und könnten relativ schnell durch mehr Mittel gelöst werden. Die Forderung „Master für alle“ dagegen hängt mit der Unsetzung der Bolognabeschlüsse von 1999 zusammen. Im Lehramtstudium ist der Bachelor nicht berufsqualifizierend - ein Master muss also angeschlossen werden. Aufgrund der Zulassungsbeschränkung durch den Bachelor - NC hat nicht jeder Lehramtsstudierende die Möglichkeit auf ein Masterstudium. Missstände, die aufgrund der schlechten Umsetzung der Bolognabeschlüsse auftreten, gibt es zu Genüge. Lösen können das vor allem die Hochschulen selber, indem sie alle Studiengänge einem Akkreditierungsverfahren unterstellen und somit die Studierbarkeit festgestellt werden kann. Es liegt in den Händen aller, die derzeitige Situation im Bildungssystem zu verbessern und nicht nur in der Hand der Politik, der Rektoren_innen oder der Studierenden allein. Die Zuständigkeit darf nicht weitergereicht werden, sondern ist von jedem wahrzunehmen und dann könnte man zusammen nach Lösungen schauen.

lernen ist ein existenzielles grundbedürfnis. am lernfreudigsten und kreativsten sind kleine menschen. allerdings belegen viele pädagogische studien, dass die kreativität (die eng verknüpft ist mit dem lernen) von kindern im alter von ca. 7 jahren, also nach der einschulung, schlagartig abnimmt. warum hemmt die schule das lerninteresse, wo sie doch eigentlich eine institution darstellt, die zum lernen da ist? 1.) niemand muss (oder kann!) zum lernen gebracht werden, 2.) lernprozesse würden auch (schneller, lebensnah, wie „beiläufig“) ohne schulen ablaufen. also wozu existiert dann die schule? sie hat eben nicht nur die funktion der wissensvermittlung, sondern auch einen „erziehungsauftrag“. dieser geht von den zu-bildenden (noch unvollständigen) menschen aus, denen bestimmte werte/normen vermittelt werden sollen. was dabei als „normal“ oder „richtig“ angesehen wird, bestimmen politische/wirtschaftliche/wissenschaftliche eliten. (hoch-)schulen sind ein notwendiges instrument, um menschen hervorzubringen, die ein „allgemeinwissen“ (wer legt eigentlich fest, was alles dazugehört? du?) haben und die sich in die bestehende gesellschaft einfügen. natürlich sollen wir „kritisch denken“, gerne, aber bitte nur in einem bestimmten rahmen, der die grundsätzlichen verhältnisse unhinterfragt lässt. schule und uni lehren uns konkurrenzdenken, u.a. durch die selektion im dreigliedrigen schulsystem. anderen zu helfen hingegen zahlt sich nicht aus. die schule lehrt uns, alle(s) zu bewerten, weil wir selbst ständig bewertet werden (straf-/belohnungssystem der benotung). sie diszipliniert uns solange, bis wir uns selbst und gegenseitig kontrollieren. wir werden auf leistungsdruck und verwertung trainiert, um später auf die arbeitswelt vorbereitet bzw. „nützlich“ zu sein. vor allem verinnerlichen wir auch die hierarchischen strukturen, die die ganze gesellschaft und bildungsinstitutionen im besonderen durchziehen. solche dinge sind leider der prägendste, obwohl unausgesprochene, lernstoff. so betrachtet stimmt die aussage, dass wir „fürs leben lernen“...

die gängigen formen der wissensvermittlung beschränken das lernen auf einen bestimmten ort und eine bestimmte lebensphase und schaffen so eine künstliche trennung von lernen und leben. vollkommen sinnfrei sind auch die für alle bindenden lerninhalte. wie unglaublich viel produktiver (und spaßiger) wär denn das, wenn jede*r sich genau aneignen oder erforschen könnte, was sie gerade brennend interessiert, was ihm nützlich erscheint oder lust bereitet? die form sollte auch selbst wählbar sein (frontalunterricht im verhältnis 1:30 ist ja wohl nicht die sinnvollste) - lernwege sind nun mal individuell... insofern ist es dringend notwendig, die bildungsproteste nicht als einzelphänomen zu betrachten, sondern in einen größeren kontext zu stellen. bildung ist kein extra-problem. diese welt macht menschen arm, krank und unglücklich - sie mordet. jeder protest ist unzureichend und asozial, solange er sich nur auf die verbesserung der lernbedingungen privilegierter (z.b. studierender) beschränkt, anstatt verschiedene gruppen und probleme zu vernetzen. und ALLES zu fordern, um LEBEN zu können! wenn wir ausschließlich kleine, "realistische" forderungen aufstellen (auch wenn solche forderungen zum besser-ertragen-können der momentanen situation sinnvoll sein können), ohne die rahmenbedingungen zu hinterfragen und emanzipatorische prozesse in gang zu setzen, spielen wir den gegenwärtigen gesellschaftstrukturen in die hände... denn warum laufen die dinge an schulen und unis so, wie sie laufen? jedenfalls nicht, weil alle zu doof oder zu faul sind, das lernen vernünftiger zu organisieren oder angenehmer zu gestalten, sondern weil die dinge einem bestimmten zweck dienen. ja, es ist absichtlich so, wie es ist! gäbe es wirklich eine andere lernkultur ohne zentralisierte (und so kontrollierbare) lern-orte, gäbe es viele viele neugierige, kreative, selbstorganisierte menschen/gruppen – wie könnte dann ein solches gesellschaftskonstrukt, wie wir es haben, auch nur einen tag länger bestehen bleiben?

Das Mitbestimmungsdilemma

Ein Wort ist es, welches viele Studierende dazu bewegt, ihre Unis zu verrammeln, ihre Rektorinnen und Rektoren zum Teufel zu jagen, oder zu Tausenden auf die Straße zu gehen. Oft bricht ein Tumult aus, sobald dieses Wort, und sei es zufällig, im Beisein von Studierenden geäußert wird. Ganz richtig - die Rede ist von Mitbestimmung! Es entsteht der Eindruck, für mehr Mitbestimmung würden Studis töten. Doch manchmal, wenn auch sehr selten, haben Studierende die Möglichkeit, Einfluss auf die Gremiengeführte Uni zu nehmen. So z.B. bei Senats- oder Fachschaftsratswahlen. Ich muss gestehen: Ich selbst habe nur eine vage Vorstellung davon, was ein Fachschaftsrat so macht, keinen blassen Dunst hingegen davon, was ein Senat ist und was er macht. Es klingt allerdings wichtig. Ich weiß, dass ich mit meinem Unwissen nicht allein bin. Und so kommt es, dass zwar fleißig Mitbestimmung eingefordert wird, die vorhandenen Möglichkeiten aber kaum genutzt werden. Das klingt paradox, erst einmal. Wenn man sich aber klar macht, was Mitbestimmung an unseren Unis heißt, nämlich irgendwann irgendwo ein Kreuzchen zu machen und viel wichtiger den dazu servierten Gratis-Glühwein zu schlürfen, dann ist doch ganz klar, dass ich und viele, viele Studierende sich nicht für diese Art von Mitbestimmung interessieren. Sie ist sterbens-langweilig und mehr noch, sie hat mit Mitbestimmung nicht viel gemein. Denn die ehrenwerten, aufopferungsbereiten Menschen, die sich in die Uni-Gremien wählen lassen, haben nicht die Macht, wichtige Anliegen der Studierenden durchzusetzen. Ein junger Mann, der in den Senat der TU Dresden gewählt wurde, erzählte mir im Potthoffbau, dass er und seine drei studentischen Senatskollegen sich 17 nicht-studentischen Mitgliedern gegenüber sehen. Ihre Stimmen haben also ein sehr geringes Gewicht. Außerdem haben die WählerInnen meist wenig Ahnung, wer die Menschen sind, die sie durch ihre Stimmen als VertreterInnen auswählen, geschweige denn davon, was diese dann beschließen. Das riecht nach einem Teufelskreis. Ich habe keine Möglichkeit, die Uni zu verändern, also brauche ich mir keine Gedanken darüber zu machen, was an der Uni vor sich geht und was schief läuft. Wenn ich das aber nicht weiß, dann bin ich auch nicht in der Lage, mitzureden. Verdammt: Das ist also das Mitbestimmungs-Dilemma. Wie sieht der Ausweg aus? Es gibt bestimmt mehr als nur einen. Jede(r) kann sich in Eigenregie da durchbeißen und der Langeweile zum Trotz herausfinden, was der Senat ist, wer oder was Bologna ist, was im Hochschulrahmengesetz steht und was anders sein muss an seinem/ihrem Studium. Zweite Möglichkeit: Wir setzen uns zusammen und denken gemeinsam darüber nach. Wir erarbeiten konstruktive Gegenansätze zu den jetzigen Studienbedingungen, tauschen uns aus und machen unserer Unzufriedenheit Luft bzw. machen sie publik. Z.B. im POT 81. Dritte Möglichkeit: Wir Studierende erreichen tatsächlich, von Uni-Seite oder von Ministeriums-Seite oder durch eine Änderung des neuen Hochschulgesetzes, Mitbestimmung auf Gebieten, in denen wir Erfahrung haben. Ich stell mir z.B. vor, die Prüfungsordnung würde von uns gemacht. Wie oft dürfen Prüfungen wiederholt werden, wann und in welchen Fächern müssen Prüfungen geschrieben werden oder kann eine Hausarbeit eine Prüfungsleistung ersetzen? Wenn ich meine Prüfungsordnung mitbestimmen kann, dann gehe ich auch ohne Glühwein zur Wahl.

Ich habe keine Möglichkeit, die Uni zu verändern, also brauche ich mir keine Gedanken darüber zu machen, was an der Uni vor sich geht und was schief läuft. Wenn ich das aber nicht weiß, dann bin ich auch nicht in der Lage, mitzureden. Verdammt: Das ist also das Mitbestimmungs-Dilemma.

Wie sieht der Ausweg aus? Es gibt bestimmt mehr als nur einen. Jede(r) kann sich in Eigenregie da durchbeißen und der Langeweile zum Trotz herausfinden, was der Senat ist, wer oder was Bologna ist, was im Hochschulrahmengesetz steht und was anders sein muss an seinem/ihrem Studium. Zweite Möglichkeit: Wir setzen uns zusammen und denken gemeinsam darüber nach. Wir erarbeiten konstruktive Gegenansätze zu den jetzigen Studienbedingungen, tauschen uns aus und machen unserer Unzufriedenheit Luft bzw. machen sie publik. Z.B. im POT 81. Dritte Möglichkeit: Wir Studierende erreichen tatsächlich, von Uni-Seite oder von Ministeriums-Seite oder durch eine Änderung des neuen Hochschulgesetzes, Mitbestimmung auf Gebieten, in denen wir Erfahrung haben. Ich stell mir z.B. vor, die Prüfungsordnung würde von uns gemacht. Wie oft dürfen Prüfungen wiederholt werden, wann und in welchen Fächern müssen Prüfungen geschrieben werden oder kann eine Hausarbeit eine Prüfungsleistung ersetzen? Wenn ich meine Prüfungsordnung mitbestimmen kann, dann gehe ich auch ohne Glühwein zur Wahl.

So machst du mit

Auch du siehst Probleme in deinem Studiengang?

Auch du hast Lust, dich aktiv für Verbesserungen einzusetzen?

Weißt aber nicht wie?

Das geht ganz einfach!

Komm' einfach vorbei. Im POT81 kann prinzipiell jede und jeder mitmachen und sich einbringen, solange er oder sie hier keine menschenverachtenden Meinungen verbreiten will. Es spielt keine Rolle, ob du hier nur vorbeikommst, um einen Kaffee zu trinken, oder ob du bei uns einziehen willst. Ob du dich noch nie mit (Hochschul-)Politik beschäftigt hast, oder dich seit Jahren im StuRa engagierst.


Um dich erstmal nur zu informieren, kannst du dir das Wiki anschauen (www.pot81.de). Wenn dir das zu kryptisch ist, kannst du gerne jederzeit vorbei kommen und in anregenden Gesprächen Fragen loswerden. Oder du kommst direkt zu einem der abendlichen Plena (jeden Tag um 20:00). Dort wird besprochen und diskutiert, was momentan so ansteht. Außerdem werden dort die aktuellen Entwicklungen der Arbeitsgruppen (AGs) vorgestellt. Allerdings gibt es auch AGs, die sich nicht im Plenum vorstellen, beispielsweise Presse, Mobi, Programm und Vokü (Volxküche). Aber auch diese AGs freuen sich über tatkräftige Hilfe. Da kommst du ins Spiel, denn natürlich darfst du dich in alle AGs einbringen. Zum Beispiel könntest du in der AG Ziele und Forderungen die Probleme in deinem Studiengang angehen, mit der AG Mobi kreative Transparente malen, oder mit der AG Vokü Gemüse schnibbeln. Aber selbstverständlich besteht bei uns auch die Möglichkeit die gesamgesellschaftliche Situation zu hinterfragen, zu diskutieren und zu kritisieren. Außerdem kannst du am Programm teilnehmen, oder es sogar bereichern, indem du mit deiner Band, Theatergruppe oder Ähnlichem auftrittst, einen Vortrag hältst, einen Workshop anbietest oder dir einen wünschst.


Oder sind dir hier einfach zu viele (oder zu wenige) Hippies?


Dann komm' vorbei und änder' das!

Wie besetze ich meine Uni?

Wie bei so vielen Sachen muss die Initiative vom Staat kommen. Selbst die motiviertesten Besetzer*innen und die beste Infrastruktur bringen nichts, wenn der Staat nicht vorher für genug politischen Unmut gesorgt hat. Falls die politische Unzufriedenheit nicht für eine Besetzung ausreicht, solltet ihr jedoch nicht direkt die Flinte ins Korn werfen. Euch sind genügend Mittel gegeben, um die politischen Entscheidungen zu beeinflussen. Seid kreativ, macht Lobbyarbeit, geht auf die Straße und in die Parlamente. Besonders gutes Besetzungspotential schafft ihr mit der Durchsetzung der folgenden Forderungen in den Parlamenten:

  • Studiengebühren
  • Modularisierung der Studiengänge
  • Beschneidung der studentischen Mitbestimmung
  • Elitenbildung

Wir haben das große Glück, dass im Zuge der Bologna-Reformen von der Wirtschaftslobby großartige Arbeit geleistet wurde. Die Wirtschaft ist die Freundin der Besetzenden. Wenn also die gesellschaftlichen Grundvoraussetzungen erfüllt sind, können wir mit der Auswahl der Besetzer*innen angefangen. Dafür sollten wir uns mit der Frage beschäftigen: Wer ist eigentlich alles Besetzer*in? Die Antwort ist: Alle Studierenden sind potentielle Besetzer*innen. Alle Studierenden haben das Potential Hörsäle zu besetzen. Wer schon einmal in einer Statistik-Vorlesung war, kann ein Lied davon singen. Und sollte das auch machen. Mit Liedern lässt sich nämlich leicht ein mitreißendes und unhinterfragtes Medienbild schaffen. Viel Pathos, einprägsamer Text, Arbeiterliedmelodie drüber und fertig. Wichtig ist allerdings, dass die Besetzenden nicht mitbekommen, dass in dem besetzten Hörsaal keine Lehrveranstaltungen mehr stattfinden. Sonst würden sie sofort in die Mensa abhauen und dort weiter besetzen. Das Mittel der Wahl sind Plena. Während eines Plenums fühlen die Studierenden sich wie in einer großen Übung und diskutieren fleißig mit, bis die Anwesenheitsliste sie erreicht, oder das Plenum zu ende ist. Daher sollte hier auf eine Anwesenheitsliste generell verzichtet werden. Aber selbst die besten Besetzenden halten nicht lange durch, wenn die Infrastruktur nicht stimmt. Also, jede Menge Bier herbei-karren und jeden Abend feiern, bis der Sicherheitsdienst kommt. Das hat den weiteren Vorteil, dass die meisten Studierenden bis zum nächsten Plenum nicht aus dem Bett kommen, sich dann wieder in einer Übung wähnen und vergeblich auf die Anwesenheitsliste warten. Außerdem bewirkt der Alkohol, dass die Besetzenden die Besetzungssituation nicht hinterfragen. Denn nichts ist schädlicher als Besetzer*innen, welche die Besetzung in Frage stellen. Der durch den Alkohol hervorgerufene Verlust von Gehirnzellen unterstreicht außerdem die Kritik am Bildungssystem. Alles bereit? Dann auf zur Uni!

stimmt. Also, jede Menge Bier herbeikarren und jeden Abend feiern, bis der Sicherheitsdienst kommt. Das hat den weiteren Vorteil, dass die meisten Studierenden bis zum nächsten Plenum nicht aus dem Bett kommen, sich dann wieder in einer Übung wähnen und vergeblich auf die Anwesenheitsliste warten. Außerdem bewirkt der Alkohol, dass die Besetzenden die Besetzungssituation nicht hinterfragen. Denn nichts ist schädlicher als Besetzer*innen, welche die Besetzung in Frage stellen. Der durch den Alkohol hervorgerufene Verlust von Gehirnzellen unterstreicht außerdem die Kritik am Bildungssystem.

Alles bereit? Dann auf zur Uni!

Das Recht auf einen guten Job

Ob ich zur Uni gehe, da ich die best-mögliche Ausbildung möchte oder weil ich auf der Suche nach Erkenntnis bin, ist wohl ganz klar meine Sache. Vieles spricht für die Ausbildung! Denn die öffnet mir Tür und Tor, überall auf der Welt Arbeit zu finden und sorgt dafür, dass mein Portemonnaie immer gut gefüllt ist. Jeder, der mir vorhält, meine Wahl sei falsch und sagt, ich müsse Bildung erfahren - nur um nachher ein verdammt gebildeter Kerl zu sein (Bildung als Selbstzweck), der vergisst, dass ich bestimme, warum ich mein Leben so gestallte, wie ich es eben tue. Bachelor und Master bieten mir die Möglichkeit, schnell eine Ausbildung abzuschließen, die auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ausgelegt ist. Ich sag: gut so. Aber soll man jemanden zwingen, diese gute Ausbildung zu genießen, wenn er/sie lieber in die Forschung möchte? Muss und kann jemand, der Literatur, Philosophie oder Mathematik studiert, nach sechs Semestern dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen? Nein! Es gibt Unterschiede zwischen Ausbildung und Bildung. Ausgebildet werden heißt, bestimmte Fähigkeiten zu erlangen, die ich für einen Job brauche. Bildung heißt, Erfahrungen zu machen und Erkenntnisse zu gewinnen. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, die nicht jedem passen. Alle Studierenden durch den Bachelor in die Ausbildung zu zwingen, anstatt ihnen die Wahl zu lassen, ist ebenso Unsinn wie das Studium eines guten Jobs wegen schlecht zu reden.

Was geht an der HS Zittau/Görlitz?

Die internationalen StudentInnen-proteste gehen nicht spurlos an Zittau und Görlitz vorbei. Engagierte StudentInnen der HS Zittau/Görlitz gründeten am 12.11.2009 eine Bildungsstreik-Initiative und starteten bereits am 17.11.2009 ihre erste Aktion. Ein in der Mittagspause initiierter Sitzstreik ging in eine lautstarke Polonaise über das gesamte Hochschulgelände über und endete in Form von szenisch dargestellten "Bildungsleichen". Insgesamt waren über 60 Menschen beteiligt. In der Initiative selber wurden verschiedene Ar-beitskreise gegründet, die unter-schiedliche Bereiche, wie z.B. Öffentlichkeitsarbeit, Ziele & For-derungen, Flyer & Gestaltung, Ver-netzung, Internet und Aktionen, bearbeiten und sich gegenseitig unterstützen. In der theoretischen Auseinander-setzung konnte mensch sich bereits auf folgende Punkte einigen:

  • Abschaffung der Studiengebühren
  • Masterzugang für alle Bachelor
  • transparentere Verwaltung und Wertigkeit der unterschiedlichen Abschlüsse
  • bildungsfördernde Teilnehmer zah-len in den Seminargruppen

Zur Zeit befindet sich die Bildungsstreik - Initiative in einem umfangreichen Mobilisierungspro-zess. Dafür findet am 09.12.2009 um 14 Uhr eine große Info-veranstaltung in Görlitz in der Aula der BlueBox statt. Für weitere Informationen kann mensch auch die Homepage unter www.bildungsstreik-zi-gr.de.vu besuchen.

Solidarität mit allen streikenden StudentInnen.

Bildungsstreik-Initiative Zittau/Görlitz


Wer sind wir?

"Wir" sind immer unterschiedlich, da jeden Tag neue Leute vorbeikommen und die größte Stärke des POT darin besteht, dass so viele verschiedene Menschen und Meinungen aufeinander treffen. Wir entwickeln uns täglich weiter, so dass Forderungen, Lernangebot und MusikFilmWorkshop-Programm mit den Hinzukommenden wächst.

Unser Arbeitswiki www.pot81.de

Über 7000 Beiträge von hunderten freiwilligen Helfern wurden in der quelloffenen Anwendung MediaWiki in drei Wochen angesammelt und erfahren rund um die Uhr Diskussionen, Veränderungen und Ergänzungen. Täglich entstehen mehrere Artikel und Kategorien. Um für den Besucher der Internetseite als auch für die Benutzer eine übersichtliche Arbeitsoberfläche anbieten zu können, wurde im POT81 eine eigene Arbeitsgruppe (AG) gegründet. Die AG Wiki kümmert sich um alle Belange der Netzpublikation, stellt die Grundlage für die Entwicklung der Forderungen bereit und hilft bei der Strukturierung der von den Teilnehmern beigetragenen Inhalte. Die Philosophie dahinter ist die Bereitstellung einer offenen, transparenten und interaktiv-kollaborativen Plattform und deren Inhalte zur Besetzung, damit jeder Interessent seine Ideen zum Bildungsstreik Dresden beitragen kann.