Offener Brief des Fachschaftsrates Psychologie

Aus POT81
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Liebe Studierende,

auch der FSR Psychologie unterstützt den Wunsch der Bildungsstreikenden und der Besetzer des POT 81 nach besseren Studienbedingungen an deutschen Hochschulen, speziell der TU Dresden. Den meisten bisher gestellten Forderungen können wir auch folgen, nur bei zwei ausgewählten Forderungen möchten wir nochmal zum Überdenken der studentischen Positionen anregen.

1) Abbau von Zulassungsbeschränkungen durch Ausbau von Studienplätzen und Freier Zugang zur Uni für alle Interessierten: Auch wir unterstützen selbstverständlich den Abbau bürokratischer und finanzieller Hindernisse für ein Hochschulstudium und den Ausbau von Studienplätzen. Allerdings positionieren wir uns gegen die Abschaffung des NC, denn in diesem Falle würde es beinahe sofort zu einer Verzehnfachung der Studierendenzahlen in unserer Fachrichtung kommen, was eine Unstudierbarkeit des Studienganges für uns zur Folge hätte. Prinzipiell besteht natürlich die Möglichkeit, den NC durch andere Aufnahmekriterien wie eine Aufnahmeprüfung oder den Nachweis von fachbezogenen Praktika zu ersetzen, allerdings ist aus unserer Sicht fraglich, inwieweit Alternativen zum NC die Eignung für ein Studium besser, fairer und zuverlässiger erfassen als dieser. Dementsprechend stehen wir auch der Neuüberarbeitung/Abschaffung der KapVO skeptisch gegenüber, da es uns fraglich erscheint, inwiefern die Universitäten und Hochschulen im Moment gewillt und in der Lage sind, ein besseres und transparentes Auswahlverfahren hochschulintern durchzuführen.

2) Keine verpflichtenden Prüfungseinschreibungen. Diese Forderung halten wir für nicht erstrebenswert für Studiengänge, die fast oder ausschließlich mündliche Prüfungen durchführen. Eine gewisse Planbarkeit der Prüfungszeit sollte aus unserer Sicht auch für die Universitätsmitarbeiter gelten. Es spricht aber aus unserer Sicht nichts dagegen, die Fristen für den Prüfungrücktritt so zu verändern, dass diese sowohl für Studenten als auch Prüfer vertretbar sind.


Weiterhin möchten wir die folgenden Forderungen den bisher bereits existierenden hinzufügen:

1) Es trägt nicht zur Verbesserung der Studienbedingungen bei, wenn Professuren über Jahre unbesetzt bleiben, und die betroffenen Veranstaltungen von immer neuen Vertretungen gehalten werden oder gleich ausfallen. Daher fordern wir eine zügigere Besetzung vakanter Professoren- und Mitarbeiterstellen.

2) Wir sind der Meinung, dass jeder, der sein Studium an einer Hochschule begonnen hat, auch in der Lage sein sollte, sein Studium mit dem von ihm gewünschten Abschluss an der gleichen Hochschule zu beenden. Daher fordern wir für den Studiengang Psychologie eine Ortsquote für den Master.

3) Im Zuge der Bologna - Reform kommt es auch zu einer immer unübersichtlicheren Vielfalt von Studiengängen, -spezialisierungen und -inhalten. Wir fordern hier eine Verbesserung der inhaltlichen Transparenz der Studiengänge und bessere Vergleichbarkeit der neuen Abschlüsse innerhalb von Deutschland und Europa.

4) Im jetzigen System werden Professuren dafür bestraft, wenn sie mehr als das geforderte Mindestmaß an Lehre absolvieren. Jeder Professor muss im Semester 8 SWS Lehre ableisten, jeder feste Mitarbeiter 4 SWS. Über Drittmittel Beschäftigte sind davon ausgenommen. Leistet jemand mehr als das von ihm geforderte Maß, wird das institutionell in keiner Weise anerkannt (in NC-Studiengängen kann es sogar schaden, wenn augrund dieser "Überkapazität" die Immatrikulationszahlen steigen und damit die Belastung für die ganze Fachrichtung). Stattdessen geht diese Zeit für die Forschung verloren, und Forschung ist das, wofür Profs, Mitarbeiter und Lehrstühle ihr Geld und ihren Ruhm erhalten. Um hier ein Gegengewicht zu schaffen, müssen also Anreizsysteme etabliert werden, die mehr Lehre belohnen. Diese können finanzieller Natur sein, möglich wäre aber auch die Anerkennung entsprechender Leistungen im Promotions- und Habilitationsverfahren. Im zweiten Aspekt, die Forderung nach besserer Lehre, geht es zum einen darum, überhaupt erstmal ein Weiterbildungsangebot für Dozenten zu schaffen, damit sie Lehren lernen können. Zum anderen müssen natürlich Anreize geschaffen werden, dass die Dozenten diese Weiterbildungsangebote auch wahrnehmen und Zeit auf die Verbesserung ihrer Lehre verwenden. Daher fordern wir, Anreizsysteme für mehr und bessere Lehre zu schaffen.

FSR Psychologie