Flugblatt Akkreditierung

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So...ich habe mal ein wenig in der Zuarbeit von Ulli rumgeschreiben, bin aber noch unzufrieden. Vielleicht könnt ihr ja mal nen Blick werfen und mir ein paar tipps o. vorschläge schicken;)

Akkreditierung? – Was ist das?


Mit dem Beginn des Bologna-Prozesses und der damit verbundenen Umstellung der bisherigen Studiengänge auf das Bachelor/Master-System wurde zeitgleich ein System der Qualitätssicherung (obwohl der Begriff Qualitätsverbesserung sinnvoller und zielgerichteter ist) in Deutschland eingerichtet: die Akkreditierung von einzelnen Studiengängen. Dabei sollen Studiengänge auf Mindestkriterien überprüft werden, die vom Akkreditierungsrat beschlossen wurden:

  • ordentliche Qualifikationsziele und eine Umsetzung dieser im Studiengang
  • studierbare Studiengänge
  • korrekte Anwendung von Modulen und ECTS
  • belastungsangemessene Prüfungsdichte und adäquate Formen
  • mehr Transparenz in den Studiengängen.


Sind diese Kriterien erfüllt wird ein Studiengang akkreditiert. Die Akkreditierung soll nicht nur eine bundesweit vergleichbare Qualität garantieren, sondern gleichzeitig für größere Transparenz der Hochschulbildung sorgen, Studienanfänger_innen verlässliche Orientierung geben, die Mobilität von Studierenden fördern, sowie die Attraktivität der deutschen Hochschulbildung für ausländische Studierende steigern.

In den meisten Bundesländern übernimmt die Akkreditierung zusätzlich die früheren Aufgaben der Ministerien, wie die des SMWK in Sachsen, welches bis vor kurzem Studiengänge genehmigen musste. Dabei sind u.a. die Prüfungsordnungen auf Fehler geprüft worden. Mit einer kleinen Novellierung des Hochschulgesetzes (welches?) vor rund 2 Jahren ist diese Aufgabe an die Hochschule übergegangen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die große Anzahl von Prüfungsordnungen, die wegen schwerer Fehler nicht vom SMWK genehmigt wurden oder nachgebessert werden mussten. Nur 20 Prozent wurden in der Vergangenheit ohne Beanstandungen genehmigt. Hier herrscht Handlungsbedarf!

Während in einigen Bundesländern, wie z.B. in Nordrhein-Westfalen eine Akkreditierung vorgewiesen werden muss, damit in die Studiengang immatrikuliert werden darf, ist dies in Sachsen nicht notwendig. Daher sind insbesondere in Dresden nur sehr wenige und dann auch meist nur sehr spezielle Studiengänge, wie Internationale Beziehungen akkreditiert. Insgesamt sind in Dresden nur 10 Studiengänge akkreditiert – von 81, die akkreditiert sein müssten! [1] Und das allein an der TUD. Dies ist sehr schade, ist doch die Akkreditierung, richtig und ernsthaft durchgeführt, eine Möglichkeit der externen Evaluation für die Hochschulen und damit für die einzelnen Studiengänge. Oftmals tönt man jedoch, dass die Qualität von Studiengängen in Sachsen so hoch sei, dass eine Akkreditierung nicht notwendig sei, oder anders formuliert: Die Qualität von Hochschulen liegt in ihnen selbst. Über die Wahrheit dieser Aussage können wohl Studierende selbst am Besten besten Auskunft geben.

Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass mit der Akkreditierung auch enorme Kosten verbunden sind. Die Akkreditierung eines Studiengangs kostet rund 10.000 Euro, wenn gleich mehrere Studiengänge akkreditiert werden, so steigt zwar die Summe, jedoch sinkt der Durchschnittspreis pro Studiengang. Es gibt bei den Akkreditierungsagenturen quasi Sonderangebote für Großkunden. Die ausgesprochene Akkreditierung ist dann für 5 Jahre gültig, worauf eine Reakkreditierung folgen kann, die dann jeweils für 7 Jahre gilt. Diese hohen Kosten bedeuten für die Hochschulen einen besonderen finanziellen Aufwand, den sie zusätzlich aufbringen müssen.

Leider hat sich in den letzten Jahren auch gezeigt, dass die Akkreditierung ihre Ziele regelmäßig nicht erreicht. Würden die Kriterien wirklich transparent und konsequent angewendet, so wäre nicht mit einer Quote von rund 80 Prozent erfolgreich akkreditierter Studiengänge zu rechnen. Hier liegt einer der größten Fehler im System. Und das geht massiv zu Lasten der Studierenden in den Hochschulen, beginnen sie doch Studiengänge, die in vielerlei Bereichen Fehler aufweisen und sich meist als unstudierbar erweisen. Auch bereiten sie oftmals nur schlecht auf ein späteres Berufsleben vor, da sie nur ungenügend Kompetenzen lehren und jede(r) Professor_in noch unbedingt seinen/ihren Bereich retten muss.

Im vergangenen Jahr wurde eine neue Möglichkeit der Akkreditierung eingeführt, die Systemakkreditierung. Damit soll nun nicht mehr jeder einzelne Studiengang auf die Einhaltung der Mindeststandards überprüft werden, sondern vielmehr die Hochschule als solche akkreditiert werden, womit dann alle Studiengänge an der Hochschule akkreditiert sind. Dazu müssen die Hochschulen Qualitätssicherungssysteme dauerhaft einführen, mit denen gesichert werden kann, dass jeder einzelne Studiengang den Kriterien entspricht. Die TU Dresden plant für die Zukunft, diese Art der Akkreditierung durchzuführen, jedoch müssen die Qualitätssicherungssysteme erst noch eingeführt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt würde die TU Dresden eine Systemakkreditierung nicht bestehen!

Da die Möglichkeit der Systemakkreditierung noch nicht lange besteht, gibt es kaum Erfahrungen damit. Bisher gibt es zwei Verfahren, die eingeleitet wurden. So wollen sich die TU Illmenau und die Uni Mainz akkreditieren lassen, jedoch sind diese Verfahren noch nicht in einem Stadium, welches Auskunft über Erfolg oder Misserfolg geben kann. Es muss sich erst in der Zukunft herausstellen, ob das Verfahren zu einem zahnlosen Tiger verkommt oder die Hochschulen wirklich zu Veränderungen und damit zur Verbesserungen der einzelnen Studiengänge gezwungen werden können.
Die Kosten für eine Systemakkreditierung sind natürlich um einiges teurer als bei die der Programmakkreditierung. Zusätzlich werden die Hochschulen Stellen schaffen müssen, damit die Qualitätssicherungssysteme auch dauerhaft Erfolg haben können. Es ist an uns, die Entwicklungen kritisch zu beobachten und den Hochschulen auf die Finger zu hauen, sobald sich negative Tendenzen zeigen. So wie es im Moment der Fall ist.

Abschließend bleibt festzustellen, dass die Akkreditierung die Ziele einer Qualitätssicherung von Studiengängen nicht vollkommen umsetzen kann. Sie ist leider zu inkonsequent in der Anwendung und kann damit nicht dauerhaft für gute Studiengänge sorgen. Trotzdem bleibt sie notwendig, spätestens mit der vorhin beschriebenen Novellierung des Hochschulgesetzes. Eine andere externe Prüfung der Studiengänge findet sonst nicht mehr statt. Dabei kann die Systemakkreditierung sicherlich eine Alternative sein, sorgt sie doch dafür, dass nicht mehr die einzelnen Studiengänge aus Zufall akzeptabel sind, sondern jeder Studiengang bewusst den Kriterien entsprechen muss. Ob sie in der Praxis eine wirkliche Alternative sein kann, wird sich zeigen müssen. So lange darf und muss man durchaus skeptisch sein. Qualitätssicherung muss sein, kann aber nur Erfolge liefern, wenn sie ernsthaft und konsequent umgesetzt wird.

Fakt ist, dass wir mit klar und deutlich artikulierter Kritik nicht warten dürfen bis die Hochschulen gefüllt sind mit Burn-Out geplagtem „Humankapital“, das ausschließlich auf „Funktionieren“ gedrillt ist!


[1] Liste der Akkreditierten Studiengänge http://www.hochschulkompass.de/kompass/xml/akkr/maske.html

Anmerkungen

  • Ich hab mal fett im Text einiges angemerkt. Sonst ists schön. Jenny
  • Der Kanzler/Rektor wie auch immer gibt jedes Semester eine Liste der Akkreditierungen raus. Wir waren die neue Liste durchgegangen und haben es halt mit allen BA/MA-Studiengängen verglichen. Da kamen die 10 von 81 raus. Christian
  • Mal eine ganz dumme Frage:Ich weiß was eine Akkreditierung ist aber was bedeudet es für mich wenn ich mit einem nichtakkreditierten Studienabschluss versuche in Berufsleben einzusteigen?