Quelltext der Seite Protokoll 2011 05 24 Gespräch hochschulpolitischer Sprecher LINKE Besier

__NOTOC__
Protokollant: [[Benutzer:Jan|Jan]]

Zeit: 16:00 Uhr

Protokoll Gespräch mit Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Gerhard Besier, Hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE. MdL
[http://www.landtag.sachsen.de/de/abgeordnete_fraktionen/abgeordnete/abgeordneter.do/845]

Anwesende: StuRa, FSRe, Senat, Sonstige

=== Entwurf des HEP. Das Papier umfasst 200 Seiten und muss von B. noch sorgfältig durchgearbeitet werden. ===
* Es gibt einen massiven Problempunkt: Privatdozenten, Honorarprofs etc. sollen vermehrt zur Kompensation für fehlende reguläre  eingesetzt werden – für  eine geringe oder gar keine Entlohnung.
* Es gibt einige Fälle, dass Habilitierte bzw. Privatdozenten von Hartz IV leben müssen.
* Studierende haben das Recht auf Professoren die eine ordentliche Professur innehaben.
* Im Blick auf die Profilierung der Universitäten ist zu befürchten, dass dies auf Kosten der kleinen Fächer gehen wird, da diese für das Gesamtbild der Uni in der Regel nicht profilbildend sind.
* Bestimmte MINT-Fächer werden noch mehr als bisher in den Vordergrund treten.

=== Die Ministerin hätte gern Profilierung an allen Unis. Nun gibt aber das SMWK vor, wo Profilierung stattfindet (Beispiel Chemnitz). Andersherum hält man an Mittweida fest, wo es fragwürdig ist. Das sind doch parteipolitische Gründe. ===

* Wenn sich an mehreren Standorten, beispielsweise in Chemnitz und  Dresden, ein Fach gut entwickelt hat, ist dann zu befürchten, dass hier künftig Synergie-Effekte wirksam werden sollen?
* Standorte komplett zu schließen ist eine mögliche Verfahrensweise. Allerdings – Beispiel Mittweida – trifft ein solcher Schritt eine strukturschwache Region, die auch von der Uni lebt, schwer. Die Kommunen werden sich politisch wehren.
* Dopplungen können den Wettbewerb erhöhen. Bei Schließungen und Spezialisierungen gibt es Hochburgen und damit keinen Wettbewerb mehr.

* Abgesehen von Leipzig, werden die Geisteswissenschaften die großen Verlierer sein. Das ist womöglich nicht unwillkommen.
* Geistis stellen unbequeme Fragen, können das System in Frage stellen.
* Geistis kosten, aber bringen kein Geld.
* Ist bei MINT-Fächern weniger der Fall.
* Man könnte den grundsätzlichen Standpunkt vertreten: Die Universitäten sind im nationalen, vor allem aber internationalen Vergleich so unterfinanziert, dass sich jedes Gespräch erübrigt. Ohne Geld lässt sich keine konkurrenzfähige Universität entwickeln.
* Trotzdem versucht man das, indem man einige wenige Wissenschafts-„Gipfel“  zu schaffen versucht.
* Wenn ganz kleine Standorte (Beispiel Reichenbach) geschlossen werden sollen, wird es Ärger vor Ort geben.
* Angesichts der gegenwärtigen Lage entspricht es einer fast schon pragmatischen Hochschulpolitik der Opposition, wenn man versucht, das Ärgste zu verhüten und das, was sinnvoll zu sein scheint, zu unterstützen.
* Es gibt seitens der Opposition immer wieder konstruktive Vorschläge im Wissenschaftsausschuss, die dennoch mehrheitlich abgelehnt werden.
* Der Entwurf des HEP geht davon aus, dass bis 2020 im Gesamthaushalt viel eingespart werden muss (etwa ein Drittel des jetzigen Haushaltes).
* Man geht bei der Planung von diesem dramatisch schrumpfenden Budget aus.
* Studierendenzahlen: Selbst die nächsten Abiturjahrgänge (nur 12 statt 13 Schuljahre)und der Wegfall der Wehrpflicht können das Schrumpfen der Studierendenzahlen nicht abfedern.
* Die Standortvorteile für Sachsen schwinden, da die Studiengebühren z.B. in Baden-Württemberg auch wegfallen.
* Die Mieten in Dresden, Leipzig und Chemnitz steigen.
* Warum sollen Studierende noch in Sachsen bleiben, wenn es deutschlandweit viel besser ausgestattete Unis gibt?

=== Pragmatische Herangehensweise; das Ärgste vermeiden. Was ist das Ärgste? ===

* Eine noch stärkere Verlagerung der Lehre auf den Mittelbau, Privatdozenten und Honorarprofessoren muss vermieden werden.
* Um exzellente Hochschullehrer an sächsische Standorte zu bekommen, dürfen nicht länger andere Hochschullehrer-Stellen unbesetzt bleiben, um attraktive Angebote unterbreiten zu können.
* Dann fehlen die Hochschullehrer in anderen Bereichen.
* Mit Hilfe von Privatdozenten und Honorarprofessuren will man das Problem zugekleistern.
* Über Alumninetzwerke sollen  - neben Lehrinteressierten aus der Praxis – auch neue finanzielle Mittel erschlossen werden. Da es hierzulande bisher keine Traditionen in diesem Bereich gibt, dürfte es lange dauern, bis solche Strukturen greifen.
* Problem: Durch diese Vernetzung sollen Lücken im Lehrangebot geschlossen, keine an sich willkommenen Ergänzungen offeriert werden.
* Menschen aus der Praxis in die Lehre zu integrieren mag sinnvoll sein, aber nur ergänzend, nicht kompensierend.
* in kaum einem Land ist es so riskant, eine akademische Laufbahn einzuschlagen wie in Deutschland

=== Das Prinzip der Seniorprofessuren ist ein ähnliches Prinzip. Umlagerung der Gehälter auf die Pensionskasse. ===
* Die Frage der Altersgrenze muss differenzierter innerhalb der Gesellschaft gesehen werden.
* Ein Maurer ist körperlich sicher früher verbraucht als ein Hochschullehrer.
* Warum sollen Hochschullehrer schon mit 65 gehen müssen?
* In allen anderen vergleichbaren Ländern, in denen es eine Altersgrenze gab, wurde diese abgeschafft: in Kanada vor einigen Jahren, in den Nordischen Ländern, in den USA gab es nie eine Altersgrenze; dort funktioniert die Kontrolle durch Wettbewerb.
** -Wettbewerb funktioniert in Dtl. nicht
* Es gibt wohl Evaluationsbögen; aber diese landen aber nur beim Professor, der dann evtl. noch einmal mit den Studierenden darüber redet.
* Es ist ein missliches Verfahren, dass man bei den Hochschulreformen in Deutschland Bruchstücke aus anderen Systemen herausbricht und implementiert, ohne den Gesamtkontext zu berücksichtigen.
* In Dänemark besitzt die Evaluation eine erhebliche Kontrollfunktion.
** Die Evaluation wird auch den Vorgesetzten der jeweiligen Einrichtung weitergereicht und der Dozent muss dann schriftlich dazu Stellung nehmen.
** Andererseits werden dort die Professoren nicht allein gelassen; sie müssen pädagogische Veranstaltungen besuchen und entsprechende Kurse mit Abschlussprüfungen absolvieren.
* In der „Zeit“ der vergangenen Woche  liest er wieder einen Artikel darüber, wie unsinnig oft Vorlesungen sind.
* Das Problem ist seit Dekaden bekannt.
* Hier wären Innovationen erforderlich.
* Es müssen kurze Lehreinheiten, Impulse, durch die Lehrenden angeboten werden.
* Dann muss nachgefragt werden, welche Wissensbestände tatsächlich angekommen sind.
* Studierende müssen sofort die Möglichkeit haben, wiederzugeben, was sie verstanden und behalten haben.
* Es muss Zwischenkontrollen geben, in denen sich die Lehrenden wie Lernenden gegenseitig darüber Rechenschaft geben können, was wie rüberkam und wo man noch einmal nachfassen sollte.
* Erst dann lässt sich am Semesterende sagen, was tatsächlich vermittelt wurde.
* Das passiert aber meistens nicht; man fordert eine Klausur/mündliche Prüfung, und dann ist man oftmals auf beiden Seiten über das Ergebnis enttäuscht.

=== Ich kenne einen Prof, der gerne nachfragt. Damit geht viel Zeit ins Land. Aus USA oder England gibt es ein A/B/C-System, wo nach jedem Block eine Frage beantwortet werden muss. ===

* Lernen und Gedächtnis funktionieren auf komplexe Weise.
* Multiple-Choice ist eine Methode um '''passives''' Wissen zu überprüfen.
* Viel anspruchsvoller ist es, etwas frei darstellen zu müssen, also aktiv zu reproduzieren.
* Passiert bei den Geisteswissenschaften sehr selten, und das merkt man dann auch.
* Das wäre ein Beispiel für eine fällige Innovation.
=== Gibt es ein Positionspapier der Linken zu Lernmethoden? ===

* Nein, ein solches Papier liegt noch nicht vor, aber das ist auch nicht nötig, da es längst konstruktive Anregungen gibt.
* Mit dem BA/MA-System werden wir noch viel  Ärger haben.
* Die Verantwortlichen haben oftmals die alten Inhalte in die neuen Module gegossen.
* Es handelt sich aber um ein komplett anderes System.
* So funktioniert die Umstellung aber kaum, da alles mitgeschleppt wird. Eigentlich müsste durch das neue System gegenüber dem alten Curriculum Vieles wegfallen.
* Wenn man den neuen Bedingungen nicht Rechnung trägt, führt das zu den bekannten Problemen, die auf dem Rücken der Studierenden ausgetragen werden.
* Das ist aber natürlich auch nur ein Problem unter vielen.
* Eigentlich ist das BA-System ein „Obergymnasium“, also eine Fortsetzung der Schule.
* Dass die Umstellung in einigen Disziplinen nicht zu funktionieren scheint, erkennt man nun zunehmend (Lehramt, einige Ingenieur-Studiengänge, Juristen).
* Es wird in Zukunft ein größerer Mischmasch an Studienabschlüssen geben.
* Bei einigen MINT-Fächern reicht der BA möglicherwiese für eine Berufsqualifizierung aus.
* Aber bei vielen Fächern gilt das eben nicht, weil seitens des zukünftigen Arbeitgebers ein Diplomähnlicher Abschluss (mit entsprechendem Kenntnisstand) erwartet wird.
* Die Studierenden reagieren darauf so, dass sie an den Bachelor- den Master-Studiengang anschließen wollen.
* Leider gibt es an den Unis dafür aber nicht genug Masterplätze.
* In der Konsequenz drohen beschäftigungslose BA-Absolventen.
* Es kann auch passieren, dass der BA an einer anderen Uni im selben Bundesland zwecks Weiterstudium nicht anerkannt wird – ganz zu schweigen von der Möglichkeit eines Wechsels von einem Bundesland in ein anderes. Oftmals  ist man an den Standort gebunden.
* Mit dem Vordiplom gab es kein Problem, die Uni innerhalb Deutschlands zu wechseln.
* Beim Wechsel vom BA-Studiengang zum Lehramtsstudiengang gibt es hinsichtlich der Bafög-Weiterzahlung nach wie vor Unklarheiten.
* Studierende mit Bafög kommen meist aus eher bildungsfernen Schichten.
* Da kann niemand mal eben die letzten Semester aus eigener Tasche bezahlen.
* Da bricht man auch schon mal vorher ab.
* Die problemlose Weiterfinanzierung im Falle eines Studiengangwechsels ist also nicht sorgfältig genug geplant worden. Daraus folgen möglicherweise gravierende soziale Probleme.
* Studierende ohne finanziellen Rückhalt werden verschreckt.
* Im Landtag wird über das Problem nochmals diskutiert werden.

=== Es kostet Zeit, Dokumente zu lesen und sich einzuarbeiten, was im Ehrenamt kaum noch zu leisten ist. Kann man sich in den Arbeitskreisen mit einbringen? Wir stehen wieder kurz vor eine Novelle des SächsHSG. Kleine vom SMWK und große von der CDU, auch speziell die Zivilklausel? ===

* Die Novelle wird die Linksfraktion noch beschäftigen, und sie wird wohl viele Punkte aufgreifen müssen.

* Die Universitäten sind ganz berauscht vom Autonomiegedanken.
* B. hat auch schon mit den an den Unis mit den Verantwortlichen über Nachteile diskutiert.
* Die Gewinnsituation liegt bei den Fächern, die auf privatwirtschaftliche Hilfe und Exzellenz hoffen dürfen.
* Es gibt Bereiche, die unter Profilierungsgesichtspunkten für die Uni interessanter sind als andere, was sich auf die Förderung auswirken wird.
* Es gibt Bereiche, die sind für die Industrie relevant.
** Einiges mag  für die Rüstungsindustrie interessant sein, die chemische Industrie und Pharmaindustrie. 
* Damit entwickeln sich bestimmte Fächer besonders stark, andere verlieren sich an der Peripherie.
* Die Differenzierung unter diesen Gesichtspunkten geht bis weit in die traditionellen Sozialwissenschaften hinein.
* Der Spiegel berichtet über Sozialwissenschaftler aus Dresden, die nebenamtlich in der Industrie tätig sind.
* Es kommt zu Gewichtsverlagerungen, die nicht von der Universität bestimmt werden, da die Gelder von außen kommen.
* Auch Bundesmittel tragen zu Unwuchten innerhalb der Unis bei, indem sie in bestimmte Forschungsprojekte fließen, während andere leer ausgehen.
* Es kommt zur „Einschmelze“ von Disziplinen, die unter bestimmten Gesichtspunkten nicht als besonders erfolgsträchtig gelten.
* Damit hört die Universität, in ihrer bisherigen, multidisziplinären, in sich ausbalancierten Gestalt existieren.
* Die Unis sind auf Geld von außen (zum Teil Bund, großer Teil Wirtschaft) angewiesen.
* Damit werden  Industrie und Wirtschaft im Blick auf die Forschungsrichtungen lenkend tätig.
* Es wird nach wie vor „Orchideenfächer“ geben (kleine, hochqualifizierte Fächer), aber viel zahlreicher als bisher; damit fallen im Konzert der Unis kaum mehr ins Gewicht.
* Die LINKE wird Einspruch einlegen und versuchen, traditionelle Elemente der Universität zu erhalten.
** Austausch zwischen den Fächern.
** Orientierung der Studierenden.
** LINKE fordert eine Orientierungsphase am Beginn des Studiums für Studierende.
*** Vom Gymnasium kann derlei nicht erwartet werden.
* Autonomie der Unis soll das SMWK auch entlasten.
* Wer eine Uni wie einen Konzern führen will, der missversteht die Einrichtung Universität.
* Studierende sind keine Arbeitnehmer.
* Uni ist eine Lern- und Arbeitsgemeinschaft von besonderer Art.
* Die Vorteile eines „Uniunternehmens“ sind nicht klar (mehr Studierende schneller ausspucken?)
* Es wird zunehmend an Alternativmodellen gearbeitet.
* Ein Innehalten wirkt meist bremsend, aber der notwendige Reflexionsprozess kann vermittelt werden, da die derzeitigen Ergebnisse eher deprimierend sind; der BA/MA hat kaum etwas verbessert.
** Flexibilierung (Auslandssemester) klappt nicht, da die Studierenden die Sorge haben, ins Hintertreffen zu geraten.
* Früher konnte man Prüfungen flexibel im individuellen Gespräch zwischen Lehrendem und Lernendem verschieben.
* Heute geht das kaum mehr, da es strengere Richtlinien und definitive Zeitvorgaben gibt.
* Man konnte früher unter der Hand reparieren.
* Es gab gewiss einen Mangel an Kontrolle, auf der anderen Seite funktionierte Vieles einfacher.
* Es wird immer mehr reglementiert, es wird immer formalistischer.
* Möglicher Vorteil: Mehr Gerechtigkeit, höhere Transparenz.
* Die einfacheren Strukturen wird man wohl nicht mehr zurückholen können.
* Wir müssen aber darauf achten, dass die Formalisierung nicht überhandnimmt.

=== Ein wichtiges Korrektiv, das noch existiert, ist die Studierendenvertretung, vor allem Senat und StuKo. Die Stimminhaber verwalten nur das Geld. Es geht dazu, dass die die das Geld verwalten, auch die einzige Stimme haben. Die Möglichkeiten für die Studierenden Einfluss zu nehmen, wird immer geringer. Es gibt Gerüchte die verfasste SSV ganz zu überdenken. ist dem so? ===

* Die Opposition wird sich solchen Bestrebungen geschlossen widersetzen.
* In der Wissenschaftspolitik gibt es im Großen und Ganzen kaum wichtige Differenzen zwischen Grünen, SPD und Linken.
* Einer Umstrukturierung wird viel Widerstand entgegengesetzt; vor allem der Verschiebung der Kräfteverhältnisse.
* Für die Uni ist solch eine „Machtverschiebung“ nicht sinnvoll.
** Beispiel: Dekan wird zum Chef und erhält dafür höhere Bezüge. Früher wollte keiner diese Funktion übernehmen, da nur Verwaltungsaufwand auf den Hochschullehrer zukommt und kaum mehr Forschung möglich ist.
* Vieles soll über Geld und Hierarchisierung geregelt werden.
* Hierarchisierung ist gegen den Geist der Uni; die Uni lebt davon, dass Argumente zählen – gleichgültig, woher sie kommen. In diesem Sinne sind Studierende und Lehrende gleich.
** Von diesem Grundsatz entfernt man sich nach meinem Eindruck. 
* Das Auseinanderfallen von Idee und Wirklichkeit wird deutlich. 

=== Rot, Grün und Linke haben bildungstechnisch schon diesselbe Meinung. Ist das nicht ein Verlust der Ideale, weil viele Menschen haben doch unterschiedliche Meinungen. Muss es immer in mehrheitsfähigen Abstimmungen ändern? ===

* Das liegt im System.
*Die Wissenschaftspolitik ist in einer schwierigen Lage, weil das große öffentliche Interesse fehlt.
*Viel interessanter für die Öffentlichkeit sind bildungspolitische Diskussionen, weil dort Eltern und Großeltern  dahinterstehen.
* Politik passiert in der Öffentlichkeit, und diese ist bei Hochschulen nur wenig  präsent.
* Eine Regierung ist dann besonders stark, wenn die Öffentlichkeit kaum Interesse zeigt.
* Die Straßenlage nach dem Winter ist interessanter für die Öffentlichkeit als die Hochschule.

=== Das heißt ja, die Regierung kann machen was sie will. ===

* Eine Regierung, die sich auf eine deutliche Mehrheit im Parlament stützen kann, ist handlungsfähig.
* In Abstimmungen geht es vor allem um Mehrheiten.
* Das sind oft unvorstellbare Abläufe – gerade für solche, die das Prozedere nicht aus der Praxis kennen.
* In der Wissenschaftspolitik wie auf anderen Feldern gilt die Maxime: Sachsen hat die geringste Pro-Kopf-Verschuldung, und das soll so bleiben. Das ist für den Wähler viel einsichtiger, als couragierte Innovationen, deren Voraussetzungen Investitionen wären. 
* Ein Alternative hätte darin bestanden, die erhöhten Steuereinnahmen in Bildung und Forschung zu investieren. 
*  Von der „Bildungsrepublik Deutschland“, die man schaffen wollte und von einem entsprechend erhöhten Prozentsatz des BIP in Bildung und Forschung, hat man faktisch Abstand genommen.
* Es wird kleinteilig in vorsichtigen Schritten rumgewerkelt.
* Ein anderer Punkt sind die sanierungsbedürftigen Gebäude an den Unis in Sachsen.
* Das ist aber nicht erst seit heute so, sondern seit 20 Jahren; seit 20 Jahren wird gespart.
* In BaWü beispielsweise wurden die Unis über Jahrzehnte gefördert; vor diesem Hintergrund kann man dann auch einmal etwas kürzen.
* In Sachsen wurde dagegen von Anfang an an der Bildung gespart, und jetzt wird der Sparkurs nochmal potenziert.

=== Inflation steht ins Haus, es gibt weltweit Demonstrationen, der Haushalt ist miserabel. Hätte ein Bildungsstreik in Sachsen nochmal Sinn oder ist er notwendig? ===

* Seit Jahren ist bekannt, dass wir die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte brauchen.
* Demgegenüber stellt die Rechte Anträge, wonach Deutsche nur noch Deutsche beschäftigen sollen.
** -Dieser Populismus setzt auch eine konservative Regierung unter Druck, die erklärt, dass wir Zuwanderung benötigen.
* Wir müssen einen Förderungsprogramm aufstellen, um mehr qualifizierte Menschen in den Arbeitsmarkt zu entlassen.
* Die Nordischen Länder haben das vorgemacht
* Beispiel Sachsen: Längeres gemeinsames Lernen wird hier abgelehnt. Wer nach der 4. Klasse keinen Notendurchschnitt von 2,0 erreicht, kann nicht sofort aufs Gymnasium. Ein solcher Durchschnitt sagt aber nichts über die potentiellen intellektuellen Kapazitäten von Zehnjährigen aus.
* Viele Experten auf dem Bildungssektor sind sich einig, dass längst fällige Reformen verschleppt wurden.  
* Die vielen kleinen Reformschrittchen gingen oft in die falsche Richtung.
* in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts stand in Polen die Frage, ob Deutsch oder Englisch als erste Fremdsprache gelernt werden sollte.
* Die Deutschen hatten die Sorge, dass billige Arbeitskräfte aus Polen in Deutschland das Gehaltniveau drücken würden. In Irland und Großbritannien dagegen öffnete man die Grenzen für ausländische Arbeitskräfte. Eine Folge dieser unterschiedlichen Politik war,  dass in Polen zunehmend Englisch als erste Fremdsprache gewählt wurde. Heute bedauern wir, dass nur wenige junge Polen, die grundsätzlich gewillt sind, in Deutschland zu arbeiten, die deutsche Sprache nicht beherrschen.
* Die Zuwanderer lassen sich kaum im östlichen Deutschland nieder; sie ziehen weiter in Westen – übrigens ähnlich wie viele Ostdeutsche.
*  Der Lehrermangel im östlichen Deutschland ist auch darauf zurückzuführen, dass in den westlichen Bundesländern Lehrer sehr viel besser bezahlt werden.
* Man versucht nun, Lehrer wieder zurückzuholen, mutet ihnen aber zu, auf den im Westen erworbenen Beamtenstatus und auf die höhere Besoldung zu verzichten.
* Das Kultusministerium  versucht nun, über eine Erhöhung der Referendars-Stellen den Schulen rasch mehr Lehrer zur Verfügung zu stellen. 

=== Das ist ja eine Reaktion von Wöller. Rheinland-Pfalz nimmt Referendare mit 4,0, Thüringen nimmt nicht 30 neue Referendare, sondern 150. Das Problem in Sachsen ist, dass vieles über Verordnungen in Sachsen läuft. Es wird nicht ausdiskutiert. Man versucht nun zu kitten, mit dem einjährigen Referendariat um schnell neue Lehrer zu bekommen. ===

* Das ist richtig.
* Wir haben uns in eine Zwangslage hineinmanövriert. 
* Man muss im Bildungsbereich in längeren Laufzeiten denken, kurzfristige Korrekturen sind schwierig.
* Es kann beispielsweise nicht angehen, das Referendariat zu verkürzen, um rasch an neue Lehrer zu kommen – nach dem Motto:  besser unzureichend ausgebildete, als gar keine Lehrer.
* Man befasst das Parlament in Sachsen mit den Sachfragen gerne eher spät.
* Der Entwurf des HEP wurde den Parlamentariern nicht offiziell gegeben. Sie mussten sich den Entwurf hintenherum besorgen.
* Bevor der Entwurf des HEP an die Unis weitergegeben wurde, stellte ihn das SMWK in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor.
* So hat das Parlament erst über die Presse von dem Entwurf des HEP erfahren.
* Nachdem die Unis ihre Kommentare zum Entwurf des HEP abgegeben haben, wird das SMWK einen neuen Entwurf fertigen. 
* Erst dieser geht dann dem Parlament zu.
* Bis dahin kann das Parlament nichts zum Entwurf des HEP sagen, da es ihm ja nicht "offiziell" zugeleitet wurde.

=== Das ist ein "Ja" zum Bildungsstreik. ===


=== Studierende der Uni haben schon vor einiger Zeit ein Positionspapier erarbeitet, indem ein einzügiges Lehramtsstudium gefordert wird. ===

* Man hat eingesehen, dass das zweizügige nicht funktioniert.
* Man führt das modifizierte alte wieder ein
=== Nicht das alte, aber modularisiert und einzügig. Staatsexamensprüfung hat nur noch 30%tige Wichtung (niedrigste in Dtl. zu Zeit in Halle). Überall anders höhere Wichtung. Die staatliche Lehrerkommission kann halt dort auch nicht viel einbringen. Da entsteht der Eindruck, dass die Hochschulen teilweise mehr Einfluss haben, als das Parlament. ===
* Das ist einer der Nachteile im Zusammenhang mit der Autonomie der Hochschulen
* Die Regierung muss dem Parlament nur noch die Eckdaten – etwa die Zuweisungen – bekannt geben.
* Was die Uni im Einzelnen tut, müssen die Parlamentarier jetzt bei den Unis direkt erfragen.

=== Fraktionen können das Kabinett mit kleinen Anfragen nerven. Es wichtig, dies zu tun. ===

* Deswegen werden Infos von den Studierenden immer gebraucht, um daraus Anfragen zu fertigen.
* Wenn es Probleme gibt, an gbesier@aol.com zu wenden.

=== Ist es sinnvoll, sich mit den parlamentarischen Beratern zusammenzusetzen für eine Inforunde? ===
* Die Parlamentarier sind in der Pflicht, sich um die Probleme der Bürger, also auch um die der Studierenden zu kümmern.

=== Was sollte man da angehen, damit es funktioniert? ===

* Wenn es viele offene Fragen gibt, dann sollten die wissenschaftspolitischen Sprecher der Fraktionen eingeladen werden.
* Sie müssen darüber nachdenken, welches studentische Gremium am ehesten eine solche Runde organisieren sollte.

=== Auch wenn es die staatliche Studienkommission schon gibt? ===

* Ja, Studierende sind Bürger und haben grundsätzlich das Recht, Auskunft von ihren Parlamentariern zu erhalten. 


Ende: 18:00 Uhr