Offener Brief des Referates Kultur des StuRa der TU Dresden vom 16. Mai 2011

Aus POT81
Version vom 29. Juni 2011, 16:00 Uhr von Conny (Diskussion | Beiträge) (kat)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Papiertiger Referat Kultur des StuRa der TU Dresden

In dem folgenden Brief, möchte ich aus gegebenen Anlass die tatsächlichen Perspektiven und Möglichkeiten des Referats Kultur im StuRa der TU Dresden beleuchten.

Rufen wir uns doch mal die noch bestehende Tätigkeitsbeschreibung in Erinnerung:

„Der Aufgabenbereich des RF Kultur umfasst die Beratung und Unterstützung
studentischer Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden, insbesondere in Fragen
der ideellen, logistischen und finanziellen Unterstützung durch den StuRa.
Außerdem leistet er konzeptionelle Arbeit zur Kulturförderung und unterstützt
die politische Arbeit des StuRa durch die Organisation von Kulturveranstaltungen,
wie Ausstellungen, Straßentheatern, Konzerten usw.“

Die Beratung und Unterstützung ist ein schmales Aufgabengebiet, denn für welche studentischen Kultureinrichtungen könnte das Referat Kultur eine Hilfe sein?

Die Kulturabteilung des Studentenwerkes arbeitet autonom und eine Förderung für das Referat Kultur ist eher notwendig als umgekehrt.
Studentenclubs, welche tatsächlich die Möglichkeit haben, Nachwuchskünstler zu fördern, werden als Partyvereine angesehen. Bei einer StuRa-Sitzung klang an, dass eine Zusammenarbeit nicht erwünscht sei; als Vertreter des VDSC sich beim StuRa vorstellten, war die Stimmung eisig.
Sollte eine Hochschulgruppe wie „die bühne“, welche finanzielle Mittel bräuchte, eine Kultureinrichtung sein, so kann ich sie fast nur ideell unterstützen; etwas Werbung kann verbreitet werden; dies ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Studentische Kulturschaffende an der Technischen Universität sind eher schwierig zu finden.
Ein Beispiel, das ich kennen lernen durfte, sind die Studierenden der Kunstpädagogik und deren kostenintensive Examensausstellungen. Diese sind zwar fakultativ, aber ein Teil der Kultur die von Studierenden für Studierende ist. Meiner Meinung nach ist es ein Finanz- und Strukturproblem, dass diese Studierenden die Kosten allein tragen müssen. Da dieses Problem „nur“ einmal im Jahr vorkommt, lastet es das Referat Kultur nicht aus.
Um mehr Kulturschaffende an der TU zu finden, könnte man mal einen Aushang machen: „Schaffst du Kultur und suchst Möglichkeiten dich zu entfalten?“ Die Idee klingt gut, würde in der Praxis aber wenig erfolgreich sein. Die Aussage: „Wendet euch an das Kulturreferat!“ kann ich nicht dazusetzen.
Käme eine Gruppe, die Bilder ausstellen möchte, müsste ich sagen, es gibt keine Räumlichkeiten, wendet euch an das Studentenwerk mit dem Stuwertinum. Kämen junge Poeten und Autoren, lautete die Antwort, sie sollten die Augen offen halten nach Poetry Slams und sich euch bei Studentenclubs für diese vormerken lassen. Einen zentralen Raum zu mieten würde Geld kosten und Kultur darf den StuRa kein Geld kosten. Außer ihr behandelt Themen der politischen Bildung, dann müsst ihr euch aber an ein anderes Referat wenden.
Dresden ist eine Stadt voller Musik und so vieler junger Talente, viele davon studierend; alle verdienen sie doch die Möglichkeit eines Auftritts. Konzerte sind dem StuRa nach aber Partys und die werden nicht finanziert.

Das Brot der Künstler ist der Applaus des Publikums; damit Applaus für Kultur erklingen kann, muss es Raum für sie geben. Bei der drohenden finanziellen (Schief-)Lage des StuRas wird die finanzielle Unterstützung für die studentische Kultur bitterer Weise wohl noch magerer ausfallen. Davon ist nicht allein das Referat betroffen, dieses ist es ohnehin bereits gewohnt kein Geld zu bekommen oder wenn wider Erwartens doch, nur nach langen Diskussionen voller Gemeinplätze!

Der Materialverleih steht sowohl gemeinnützigen als auch privaten Zwecken offen, sodass die logistische Unterstützung kultureller Projekte abgesichert ist. Dieser Materialverleih ist eine sehr praktische Einrichtung, welcher immer wieder erweitert wird. Auf der letzten StuRa Sitzung erst haben wir auch wieder den Kauf eines Pavillons beschlossen, der bis zu 350 EUR kosten darf. Doch sollte der StuRa sich auf die Aufgaben der Satzung konzentrieren – der Materialverleih gehört nicht dazu. Mit dem Geld für den Pavillon wäre mehr als die Hälfte des Projektes der studentischen Botschaft auf der BRN finanziert.

Liebe - hoch geschätzte - Weisen des StuRa Plenums: Bedenkt bitte, das Studierende kaum Geld für ihre Projekte in Dresden bekommen. Sollte ich während der letzten und der jetzigen Legislatur vollkommen taubblind gewesen sein und ihr Kultur und die damit verbundene Ausgaben doch positiv, bejahend und unterstützend gegenüber steht, dann wird es mir ein großes Vergnügen sein, nach dem „Nicht–Projekt“ der „Studentischen Botschaft“ die Organisation einer offenen Bühne zu beginnen.

Es ist ein interessanter Punkt: Der zweite Teil der Tätigkeitsbeschreibung deckt die studentische Botschaft der BRN gänzlich ab. „Die politische Arbeit des StuRas soll durch die Organisation von Kulturveranstaltungen unterstützt werden.“ Es findet sich sogar das Wort „Konzert“ in der Tätigkeitsbeschreibung!
Sicherlich hat jeder ein ganz eigenes Bild vom Stadtteilfest, aber mir ist es wirklich unverständlich, warum das Plenum sich allein über den Ort echauffiert. Rund 45.000 Studierende leben und studieren in Dresden und Dresden ist die Stadt mit den meisten Studentenclubs in ganz Deutschland. Das unsere lieben Studierenden einer Freizeitgestaltung mit Kultur nicht abgeneigt sind, könnte man ja durchaus daraus schließen, oder?
Viele Studierende wohnen und leben in der Neustadt. Wir können nicht erwarten das sie zu uns in die Baracke kommen, wir sind in der Pflicht auf die Studierenden zu zugehen - mit der studentischen Botschaft hätte der StuRa diese Chance gehabt. Wenn wir die Aufgabe der Interessenvertretung der Studierendenschaft wirklich ernst nehmen, müssen wir auch mit ihr kommunizieren – nur so finden wir ihre wirklichen Interessen heraus!

Nun werden die KSS, die HTW und weitere StuRä die Möglichkeit ergreifen. Es war ein Trauerspiel, wie das Plenum persönliche Vorurteile über mögliche Interessen der Studierenden und Aufgaben der eigenen Satzung gestellt hat! Überlegt doch bitte mal, welche Chancen das Projekt bietet: Die StuRä von Dresden arbeiten zusammen und geben ihren Studierende etwas von ihrem Beitrag zurück. Solch eine große Öffentlichkeitswirkung bekommt man sonst kaum für 435 EUR. Aber wenn es im (Schnecken)Haus der Jugend so gemütlich ist, warum sollten wir raus und auf die Studierenden zugehen?!

Die Konzeptionelle Arbeit zur Kulturförderung, umfasst für meine Auffassung die Bereitstellung einer „kulturellen Infrastruktur“. Eben etwas wie eine offene Bühne oder die Vernetzung mit anderen StuRä. Aber ich glaube kaum, das ich irgendwelche Mittel vom StuRa, für den ich als Referentin für Kultur gewählt bin, bekommen werde. Zumindest den Punkt der Vernetzung konnte ich umsetzen. Ohne den StuRa der HTW Dresden gäbe es kein aktives Referat Kultur beim StuRa der TU Dresden!

Beim Erfüllen meiner derzeitig ausgewiesenen Tätigkeit stoße ich innerhalb des StuRas immer wieder auf Barrieren und muss mich ernsthaft fragen, ob der StuRa überhaupt ein Referat Kultur benötigt und worin er dessen Aufgaben eigentlich sieht.

Wir dürfen bei dem Versuch, das tägliche Auskommen unserer Studierenden abzusichern, nicht vergessen, dass diese Studierenden gerade an einer naturwissenschaftlich dominierten „Volluniversität“ auch geistige Nahrung brauchen.

Der Freistaat Sachsen ist nach Artikel 1 seiner Verfassung der Kultur verpflichtet. Im Sächsischen Hochschulgesetz ist im §5 die Förderung der Kultur festgeschrieben. In unserer eigenen Satzung der Studentenschaft steht im §2, Satz 4 der Einsatz für die kulturellen Interessen der Studierenden. Derzeitig aber kann der StuRa bei seiner Arbeitsweise seine eigenen Aufgaben nicht erfüllen. Das Referat Kultur des StuRa der TU Dresden ist ein bloßer Papiertiger.

Besten Dank für die Aufmerksamkeit.


Jessica Wenzel
Referentin für Kultur
Studentenrat der TU Dresden


Ist das Kultur und kann das weg? - Die zweite Auflage.

Ein offener Brief zum Verhalten des Studentenrates der TU Dresden in Bezug auf Kulturförderung und -schaffung.

Die Kasse ist knapp und wird in den nächsten zwei Haushaltsjahren keine Mehreinnahmen verzeichnen können. Das heißt, die Legislative wird einen ordentlichen Sparkurs fahren, Finanzmittel werden doppelt und dreifach geprüft und eher gestrichen als erhalten. Die Kürzungen treffen zuallererst Engagement im kulturellen und sozialen Bereich, über kurz oder lang auch die Bildungsangebote.
Das klingt irgendwie vertraut?
Die Rede ist diesmal nicht vom Sächsischen Landtag, sondern vom Studentenrat der TU Dresden. Dieser sieht sich durch die Demonstrationen der letzten Jahre, durch erhöhtes Engagement der Referate und damit einhergehend eine größere Anzahl an Projekten vor einem finanziellen Ungleichgewicht.
Eine Erhöhung der Studentenratsbeiträge um einen Euro, die die finanzielle Sicherheit gebracht hätte, wurde abgelehnt. Die Meinung, es sollte gespart werden, anstatt die Beiträge zu erhöhen, war vorherrschend.
Nun denn, dann lasst uns sparen.

Dass das Referat Kultur einen schweren Stand hat und gute Argumente braucht, um Veranstaltungen durchführen zu können, ist nicht neu.
Schon 2009, als es um den eigenen zwanzigjährigen Geburtstag ging, wurden die Feierlichkeiten als unschöne Notwendigkeit angesehen und fanden wenig Unterstützung. Das Rektorat hätte sich aber gewundert, wenn dessen erster Ansprechpartner in studentischen Belangen keine Einladung verschickt hätte.
Ein weiterer Fall ist das Klimakonzert. Gedacht war es als Anreiz für Studierende, die Angebote der Klimawoche, organisiert von der TUUWI, umfangreich zu nutzen. Als „Party“ abgestempelt, gab es keine Chance, Unterstützung im StuRa der TU Dresden zu erhalten Die Mobilisierungsveranstaltung zur Demonstration gegen die Kürzungen im Landeshauhalt wurde dann doch tatsächlich gefördert. Allerdings nur als Eilbeschluss der Geschäftsführung und als Posten im Gesamtantrag zur Demonstration. Im Nachhinein musste dennoch Geduld bewiesen werden, um die zugesicherte Finanzierung auch zu erhalten.
Das neueste Beispiel findet sich in der Unterstützung der „Studentischen Botschaft“ auf dem Stadtteilfest „Bunte Republik Neustadt“. Allerdings wurde hierbei eine Personaldebatte genutzt um das Projekt madig zu reden. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine feststehenden Pläne gab, konnte sich wunderbar an Spekulationen aufgehalten werden. Selbstverständlich ist dieses Projekt wieder eine Party. Dass es derzeit die einzige Zusammenarbeit der Dresdner Studierendenvertretungen ist, wird gern verschwiegen. Somit war das Projekt abgelehnt, bevor überhaupt darüber gesprochen wurde.

Als Aufgaben des Referats Kultur bleibt so noch die Unterstützung und Beratung anderer studentischer Kulturschaffender. Diesen Aufgabenbereich teilt sich das Referat jedoch mit dem Förderausschuss und der Referentin für Service- und Förderpolitik. So gibt es nicht viel zu tun.

Wie sich diese Politik mit der Satzung der Studentenschaft, mit dem Sächsischen Hochschulgesetz und der Sächsischen Landesverfassung verträgt, kann ich mir nicht erklären. Es passt aber gut zum Kurs der derzeitigen Landesregierung.
Da bleibt – für beide Vertretungen – nur zu hoffen, dass Kultur tatsächlich weg kann. Sollte dem nicht so sein, sind die oben genannten Erfahrungen seltsam und bizarr, da gerade die Studentenschaft hier der Landesregierung wieder einmal zeigen kann, wie es besser geht.

Es ist schön zu sehen, dass Kultur im StuRa der HTW als wichtig angesehen und als funktionierende Schnittstelle zwischen Studierenden und StuRa genutzt wird. Das wünsche ich auch dem StuRa der TU Dresden, jedoch wird dies schwierig, so lange immer wieder ein Gedanke in die Diskussion mit einfließt:
„Das ist doch Kultur. Das kann doch weg!“


Jan Kossick
Mitarbeiter im Referat Kultur
Studentenrat der TU Dresden