Bonding

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Bonding 2010

Presse

Indymedia 04.05.2010

Rüstungsfirmen, Rekrutierung, Protest Dresden

Firmenkontaktmesse am 4. Mai in Dresden wird zum Schaulaufen der Rüstungsindustrie. Rekrutierungs- und Firmenkontaktmesse an der TU-Dresden ruft Protest auf den Plan. "Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt!", hallt es über den Vorplatz des zentralen Hörsaalzentrums (HSZ) der TU Dresden. Gegen die Vereinnahmung der Universitätsräume der TU-Dresden durch Rüstungsindustrie und Bundeswehr bei der Firmenkontaktmesse regt sich in Dresden breiter Protest. Die Protestierenden machten mit Sambatrommeln, Sprechchören und Transparenten auf sich aufmerksam, bevor durch eine Kletteraktion ein riesiges Banner zwischen den Säulen des HSZ gehisst wurde. Die Kritik an der Firmenkontaktmesse, in deren Vorfeld Rüstungskonzerne, wie EADS, Thales, Daimler und Diehl, proaktiv mit Ihrer "Sicherheitssparte" geworben hatten, erreichte tausende Studierende von denen sich ungeahnt viele mit der Aktion solidarisierten oder die Flyer lasen.

Probleme machten Anfangs die Studierenden, die die "bonding-Messe" organisiert hatten, in dem sie Protestierende anrempelten und Material der Kletteraktivistinnen zerstörten.

Von der Selbstausbeutung für die Werbung internationaler Konzerne auf ihrer "bonding-Messe", bis zum handgreiflichen "Hochboxen" ist es für die OrganisatorInnen nur ein kleiner Schritt auf der Karriereleiter. Die bonding-OrganisatorInnen versuchten erfolglos die KlettereaktivistInnen aufzuhalten. Bis zum Eintreffen der Polizei waren sie bereits zu weit oben, um heruntergeholt zu werden.

Nachdem die prekären Karrieristen der "bonding" die Polizei gerufen hatte, kamen nach und nach 18 Polizeiautos, die Mannschaften beschränkten sich aber darauf der Sambagruppe die Sticks zu entwenden und Kleidungsstücke zu zerreißen, die Treppe vor dem HSZ abzuriegeln und dann nach oben zu gucken.

Gegen 12:45 Uhr war das Transparent mit der Aufschrift "Für Waffen und Profit, die TU Dresden macht alles mit!" am Hörsaalzentrum der Technischen Universität Dresden aufgehängt und die Band spielte wieder.

Die Aktion rief den Rektor der TU Prof. Herrmann Kokenge auf den Plan, der persönlich bei den Protestierenden vorsprach und bat, in einem späteren Gespräch über eine "akzeptable Firmenkontaktmesse zu verhandeln". Das war die Überleitung zum gemütlichen Teil mit einem Waffelstand unter dem Motto: "Waffeln gegen Waffen".

Quelle: [1]

CAZ Online 04.05.2010

Studenten protestierten gegen Rüstungsindustrie

04.05.2010 von Daniela Münster-Daberstiel Transparent am HSZ Das Transparent am HSZ sorgte schnell für Aufregung - Foto: Paul Leidinger


„Für Waffen und Profit – TU Dresden macht alles mit“, so der Slogan auf einem Transparent, das Studierende heute am Hörsaalzentrum enthüllten. Anlass des Protestes war die 20. bonding-Firmenkontaktmesse an der TU-Dresden. Vom 3. bis 4. Mai präsentierten sich auf dem Gelände der Dresdner Universität die größten deutschen Rüstungskonzerne sowie das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung. In der Kritik stehen die aktiv werbenden Konzerne Diehl Stiftung & Co. KG., EADS, ThyssenKrupp, Aerotec, ESA(European Space Agency), Daimler und Thales. „Diese Firmen gehören zu den ganz Großen im europäischen Waffengeschäft und tragen damit Verantwortung für die massenhaften Opfer der jüngsten Kriege im Kosovo, im Irak und in Afghanistan unter anderem durch Landminen- und Streubombenproduktion“, so Frauke Erdmann, eine der Organisatoren der studentischen Demonstration. Der heutige Protest trat auch für die Freiheit von Forschung und Lehre ein. Der Bologna-Prozess und sinkende Finanzmittel des Landes Sachsen verschärfen die Abhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen. Die Unabhängigkeit und Autonomie der zivilen Universität droht somit schleichend von privaten Konzerninteressen untergraben zu werden, befürchten die Protestierenden. Der Messeveranstalter – die bonding Studenteninitiative – schien wenig erfreut über die Aktion. Schnell wurde die Polizei gerufen, die aber nur Personalien feststellte und keine Verhaftungen vornahm.

„Für Waffen und Profit – TU Dresden macht alles mit“, so der Slogan auf einem Transparent, das Studierende heute am Hörsaalzentrum enthüllten. Anlass des Protestes war die 20. bonding-Firmenkontaktmesse an der TU-Dresden. Vom 3. bis 4. Mai präsentierten sich auf dem Gelände der Dresdner Universität unter anderem die größten deutschen Rüstungskonzerne sowie das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung.

In der Kritik stehen die aktiv werbenden Konzerne Diehl Stiftung & Co. KG., EADS, ThyssenKrupp, Aerotec, ESA (European Space Agency), Daimler und Thales. „Diese Firmen gehören zu den ganz Großen im europäischen Waffengeschäft und tragen damit Verantwortung für die massenhaften Opfer der jüngsten Kriege im Kosovo, im Irak und in Afghanistan unter anderem durch Landminen- und Streubombenproduktion“, so Frauke Erdmann, eine der Organisatoren der studentischen Demonstration.

Der heutige Protest trat auch für die Freiheit von Forschung und Lehre ein. Der Bologna-Prozess und sinkende Finanzmittel des Landes Sachsen verschärfen die Abhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen. Die Unabhängigkeit und Autonomie der zivilen Universität droht somit schleichend von privaten Konzerninteressen untergraben zu werden, befürchten die Protestierenden.

Der Messeveranstalter – die bonding Studenteninitiative – schien wenig erfreut über die Aktion. Schnell wurde die Polizei gerufen, die aber nur Personalien feststellte und keine Verhaftungen vornahm. Dabei schienen die Studenten keineswegs das Gebäude stürmen zu wollen. Die zahlreich verteilten „Bist du ein Schaf?“-Flyer jedenfalls ließen die Frage offen, ob die ganze Aktion tatsächlich einen Denkanstoß für jobsuchende Studenten geben oder auch Werbung für die eigene Hochschulgruppe sein sollte. Für Gesprächsstoff sorgte die Aktion auf jeden Fall.

Quelle: [2]

Bonding 2011

Offener Brief an Bonding

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

die bonding Studenteninitiative e.V. gibt es nun schon seit 21 Jahren in Dresden, doch von Erwachsenwerden fehlt jede Spur. Auch in diesem Jahr beschlagnahmt ihr für mehrere Tage das Hörsaalzentrum und bittet verschiedenste Unternehmen von Rang und Namen sich der Studierendenschaft als lukrative Arbeitgeber zu präsentieren. Doch nach den Protesten im letzten Jahr möchtet ihr auf Nummer sicher gehen und jegliche Kritik an dieser Veranstaltung von Vornherein unterbinden. Auf die Kritikpunkte einzugehen oder gar daraus zu lernen, ist für euch scheinbar nicht möglich. Ihr habt Gespräche mit dem Rektorat und der Geschäftsführung des StuRa geführt. Nach eurer Auffassung darf die Firmenkontaktmesse auf gar keinen Fall zu einer Plattform für politische Diskussionen „entarten“. Die bonding-Hochschulgruppe sei ein hundertprozentig unpolitischer Verein und ihr wünscht keine Störung durch Sambatrommeln oder gar durch das Verteilen von Flugblättern.

Die Behauptung „unpolitisch“ zu sein ist bestenfalls lächerlich. Doch bleibt das Lachen sofort im Halse stecken, wenn uns schon auf Seite 8 eurer Broschüre von 2010 Bildungsministerin Annette Schavan und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle mit politischen Schlagworten wie Globalisierung, Arbeitsmärkte, Exzellenzinitiative und Bolognapaket begrüßen. Auch in der aktuellen Broschüre schwärmt Oberbürgermeisterin Helma Orosz von ihren hochgesteckten Zielen. Sind diese Aussagen von Politiker_innen etwa unpolitisch? Sollten wir darüber nicht eine politische Diskussion führen? Vielleicht lesen wir das Büchlein doch erst bis zum Ende.

Auf den nächsten Seiten folgt ein Leitfaden für junge Menschen, sich möglichst effizient auf dem Arbeitsmarkt zu prostituieren. Der diesjährige Aufruf auf einem eurer Fotos „Titten raus, es ist Messe“ ist wohl an Sexismus kaum zu überbieten (Seiten 2 und 5 der aktuellen bombing-Broschüre). Seid ihr euch sicher, dass wir das brauchen? Wäre es nicht sinnvoller, sich um die tatsächliche Situation der Praktikant_innen in den teilweise prekären Arbeitsverhältnissen zu kümmern? Auch die Vernichtung von Arbeitsplätzen durch Praktikumsstellen wäre ein passendes Thema für euch – allerdings ein politisches.

Bei aufmerksamer Lektüre der Unternehmensprofile vom Vorjahr stechen Branchenbegriffe wie „Sicherheit“ oder „Verteidigung“ ins Auge. Hier habt ihr tatsächlich etwas gelernt. Denn dieses Jahr wurden diese Begriffe fast überall durch „sonstiges“ ersetzt. Wollt ihr etwa verbergen, dass viele der von euch eingeladenen Unternehmen einen Großteil ihrer Profite im Rüstungsbereich machen? Auch die Verwendung des Wortes „Zukunftsbranche” an dieser Stelle ist überaus zynisch. Wissen schafft Brücken. Doch scheinbar dürfen alle Absolvent_innen der TU Dresden dieses Wissen ohne Skrupel benutzen, um genau die Bomben zu entwickeln, die jene Brücken andernorts wieder zerstören. Sollten wir das nicht kritisch beleuchten? Wollt ihr tatsächlich diesen Waffenproduzenten den hochqualifizierten Nachwuchs liefern? Ist das der Grund, warum ihr keinen Protest im Hörsaalzentrum duldet? Ihr wollt doch nur verhindern, dass jene unbelehrbaren Unternehmen von unserer Kritik abgeschreckt werden.

Es muss eine offene Diskussion zu diesen Themen geben. Und diese muss auch während der Messe möglich sein. Es ist geradezu dreist von euch, den StuRa zu bitten, er möge doch den sogenannten Nörglern und Miesmachern für die zwei Messetage das Maul verbieten. Auch die TU Dresden muss aktiv werden. Gerade sie hat den Auftrag, den Studierenden Bildungsinhalte zum verantwortungsvollen Handeln gegenüber ihren Mitmenschen, der Gesellschaft und Umwelt zu vermitteln (Grundordnung der TU, §3 Abs. 7). Sollen diese Prinzipien denn sofort über Bord geworfen werden, nur weil einige Gäste aus der Industrie sich auf dem Unigelände präsentieren? Es muss eine Zivilklausel in die Grundordnung. Die Berufung auf Verantwortung reicht nicht aus. Andernfalls wirkt die TU Dresden unglaubwürdig und neben innovativ, familienfreundlich und exzellent kann nur noch das Prädikat gewissenlos hinzugefügt werden.

Ja zur Friedensbindung der Universitäten – Nein zur Militärforschung. Es ist Zeit zum Handeln!

Mit freundlichen Grüßen

Kritische Studentinnen und Studenten der TU Dresden

Presse

CAZ Online 15.04.2011

Politische Diskussion zur Messe unerwünscht

15.04.2011 von Daniela Münster-Daberstiel „Für Waffen und Profit – TU Dresden macht alles mit“, so der Slogan auf einem Transparent, das Studierende 2010 am Hörsaalzentrum enthüllten. Anlass des Protestes war die bonding-Firmenkontaktmesse.

Bei Unternehmenspräsentationen auf dem Campus schauen manche Studenten genauer hin. So kommt es im Umfeld der bonding-Firmenkontaktmesse häufig zu Protesten gegen sogenannte Rüstungsunternehmen.

„Waffeln statt Waffen“ und „Rüstungskonzerne aus der Uni vertreiben“ stand im vergangenen Jahr auf den Plakaten der demonstrierenden Studenten. Diese trommelten laut vorm Hörsaalzentrum, während darin die bonding-Firmenkontaktmesse Gelegenheit bot, mit allerlei Unternehmen verschiedener Branchen ins Gespräch zu kommen. Auch im Januar 2011 gab es Proteste anlässlich der Veranstaltung „ThyssenKrupp meets TU Dresden“ (CAZ berichtete). Die Protestierenden gehören keiner bestimmten Partei oder Hochschulgruppe an. Sie sind einfach kritisch und wollen andere Studenten aufmerksam machen. Dabei reichen die Protestformen von Sambatrommeln bis Flyerverteilung. Das stößt nicht bei allen auf Toleranz. Besonders der Veranstalter der bonding-Messe – die bonding Studenteninitiative e.V. - fühlt sich und die Messegäste sowie die Aussteller davon massiv belästigt. Doch in diesem Jahr ist man vorbereitet. Im Vorfeld der Messe sprachen die Messeleiter im Rektorat der Technischen Universität Dresden und im Studentenrat (StuRa) vor. Der Vorschlag des Rektorats: eine Stellungnahme des StuRa zu verfassen, damit es nicht zu einer aktiven Störung der Messe kommt. Doch so einfach ist das nicht. Denn der Studentenrat ist für die Proteste einzelner Studierenden nicht verantwortlich. Und welcher kritische Student würde sich aus der Baracke vorschreiben lassen, wann und wo er zu protestieren oder es zu unterlassen hat? Fakt ist: Die bondings wollen keine politische Diskussion im Rahmen der Messe. Bonding sei absolut unpolitisch, heißt es. Man bemüht sich, auf die Messe Unternehmen einzuladen, die Studierende wirklich einstellen wollen und die ihnen eine Perspektive geben. Meinungsfreiheit, ja – aber bitte nicht gerade bei der bonding-Messe, so das Ansinnen der Messeleitung gegenüber dem Studentenrat. Das muss man doch irgendwie verbieten können … Auf welche Weise auch immer dieser Wunsch die kritischen Studierenden erreichte, die Botschaft kam an. Die Studierenden melden sich nun in einem offenen Brief an bonding zu Wort. Ob und zu welchen Protestformen es in diesem Jahr kommt, bleibt abzuwarten.

Wie seht Ihr das? Schreibt eure Meinung an post@caz-lesen.de

Quelle: [3]